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Das Bild steckt noch im Rahmen: Ich greif nach deiner Hand, damit sie nicht erkaltet. Wir stehen vor der Wand, da wird der Tod verwaltet. Keiner kommt da lebend weg mit all dem Blut und Teufelsdreck. Ich rufe deinen Namen, dein Bild steckt noch im Rahmen mit den Lippen und den Augen. Ach gäb es doch den andern Morgen, als hier mit dem Rest zu stehn, den der Wind wird rasch verwehn. Ich geh zurück, was ich nicht will, denn im Zimmer ist's nun still. So denk ich mir Gesicht und Hand, mit dem Erlebten in dem Land sitz ich am Tisch mit deinem Brief, als ich dich mit Namen rief. Die Geschichten…mehr

Produktbeschreibung
Das Bild steckt noch im Rahmen: Ich greif nach deiner Hand, damit sie nicht erkaltet. Wir stehen vor der Wand, da wird der Tod verwaltet. Keiner kommt da lebend weg mit all dem Blut und Teufelsdreck. Ich rufe deinen Namen, dein Bild steckt noch im Rahmen mit den Lippen und den Augen. Ach gäb es doch den andern Morgen, als hier mit dem Rest zu stehn, den der Wind wird rasch verwehn. Ich geh zurück, was ich nicht will, denn im Zimmer ist's nun still. So denk ich mir Gesicht und Hand, mit dem Erlebten in dem Land sitz ich am Tisch mit deinem Brief, als ich dich mit Namen rief. Die Geschichten wären bunt, doch das Schiff, es liegt auf Grund, mit dem wir hinaus ins Leben fuhren. Doch ohne dich stehen still die Uhren, dass ich dir's nicht sagen kann, nur die Träne kann es, die zerrann. Dein Gesicht schaut von der Wand, wer weiß in welchem fernen Land du bist, wartest oder weinst. Hier fehlst du sehr. Ohne dich ist das Leben schmerzhaft leer. So ist's dein lächelndes Gesicht, was bleibt, mehr begreif ich eben nicht. Das Gefühl für dich ist so lebendig, dass es mich zum Rasen bringt. Das mahnende Kindergesicht: Schreie, die nicht verstummen, sind die Schreie der Toten. Ihre Gesichter bleiben, können aus der Erinnerung nicht ausradiert werden. Da erhebt sich das Kindergesicht hoch über die Menschheit und ermahnt sie, die Grausamkeiten nicht wieder zu tun. Beim genauen Hinhören umweht das Kind der saure Atem des Schreckens, den es gab, als die Augen dem Unausweichlichen entgegensahen. Im Nachhinein ist das Ausmaß der Angst nicht zu ermessen. Doch der Angstschweiß des Atems ist da, den selbst Stürme nicht wegblasen, Fluten nicht wegschwemmen, weil die Angst den Aggregatzustand erreicht hat, der weder zersägt noch verbrannt werden kann und so die Zeiten überdauert. Wer, wie Mutter und Kind das Leben verhaucht, weil er wie sie den Atem nicht behalten durften, hebt sich aus den Schrecknissen und damit aus der Menschheit himmelhoch heraus.
Autorenporträt
• 1985-1998 Arzt und Chirurg/Unfallchirurg am Hospital in Oshakati (im hohen Norden Namibias: innerhalb der Kampfzone bis zur Unabhängigkeit 1990) • entwickelte eine Operationsmethode, Kindern mit chronischer Schienbein-Osteomyelitis (Knochenmarksentzündung) den langen Knochendefekt nach Sequesterentfernung mit vitalem Knochen aus dem Wadenbein zu schließen und so das Bein vor einer Amputation zu retten (1994 publiziert im American "The Journal of Bone and Joint Surgery")