Die Rekonstruktion alltäglicher Standards der Verständigung auf der Grundlage von empirischem Material stellt eine zentrale Herausforderung der sozialwissenschaftlichen Forschung dar. Die vorliegende Arbeit setzt hier an und rekonstruiert kollektive implizite Regeln der Verständigung in Diskursen. Dabei nimmt sie sich einer sowohl von der sozialwissenschaftlichen als auch von der soziolinguistischen Gesprächsanalyse weitgehend vernachlässigten Funktion von Gesprächen an: der rituellen Herstellung von Gemeinschaft und Kollektivität im Vollzug, in der Performativität des Diskurses. Auf der Grundlage ausführlicher Textinterpretationen unterscheidet die Autorin fünf Diskursmodi als Ausdruck unterschiedlicher Formen von Vergemeinschaftung, allgemeiner: von Sozialität. Durch die übersichtliche und ausführliche Darstellung einzelner Arbeitsschritte der Textanalyse in der Theorie und auf der Grundlage von empirischem Material bietet das Buch eine praxisrelevante Einführung in die qualitativ-rekonstruktive Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen im Hinblick auf sozialwissenschaftliche Fragestellungen. Es ist aus der langjährigen Lehrpraxis der Autorin geschrieben und deshalb hervorragend in Seminaren einsetzbar, eignet sich aber auch für das Selbststudium. Nicht zuletzt leistet es einen erheblichen Beitrag zur Weiterentwicklung qualitativer Methodologie, insbesondere zu deren Standardisierung, aber auch zur Diskussion um Gültigkeit und Zuverlässigkeit qualitativer Methoden.
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