Montags keine Meeresfrüchte! Das ist noch eine der harmloseren Gefahren, auf die Anthony Bourdain in seinen gnadenlosen, abgründig witzigen Memoiren hinweist. Von der Strandkneipe bis zum Nobelrestaurant hat er alles durchlebt, was diese wahrhaft heiße Szene zu bieten hat. Ein unvergesslicher Blick hinter die Küchentür und eine abenteuerliche Reise in die dunklen Gefilde der kulinarischen Welt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2001Küche
"Geständnisse eines Küchenchefs - Was Sie über Restaurants nie wissen wollten" von Anthony Bourdain. Karl Blessing Verlag, München 2001. 352 Seiten. Gebunden, 23 Euro. ISBN 3-89667-166-9.
Die Autobiographie des New Yorker Kochs Anthony Bourdain wird Menschen nicht gefallen, die Serviettenringe mit Namen benutzen, sich von ihren Kindern siezen lassen und glauben, Chefköche seien sphinxhafte Wesen mit aristokratischen Manieren, die ein Dutzend verschiedene Zubereitungsarten von Confit de Canard, aber nicht das richtige Leben kennen. Die Enten-Rezepte kennt Bourdain auch und außerdem ein Dutzend Synonyme für Kopulieren. Er benutzt sie oft, denn in seinem Buch geht es um Sex in der Küche und im Kühlraum, um Saufen, Kiffen und Koksen, um bösartige Kellner, versaute Saucenmeister und tyrannische Restaurantbesitzer, um Horden halbkrimineller Spinner, die unter dem Kommando psychopathischer Zuchtmeister in heißen, engen, lauten Küchen Essen zubereiten. Es ist die dralle Lebensgeschichte eines Kettenrauchers und Ex-Junkies aus gutem Haus, der nichts ausgelassen hat und heute Chef in einem Luxusrestaurant ist, gewiß kein dekorierter Stern am kulinarischen Himmel, aber nach eigener Aussage auch "nicht irgendein verbitterter Boulettenmanscher, der seine erfolgreicheren Kollegen niedermachen will". Statt dessen zeichnet Bourdain von sich das Bild eines bösen Buben am Herd, eines Outlaw unter der Dunstabzugshaube und Antihelden im Eitelkeitskäfig der Chefköche, der ständig flucht und provoziert - Vegetarier sind für ihn, freilich völlig zu Recht, "die Feinde alles Guten und Anständigen im menschlichen Geist" -, und dieses Schaumschlagen mit dem Schneebesen der Selbststilisierung geht einem manchmal mächtig auf die Nerven. Trotzdem findet man Gefallen an dem Rüpel mit Schürze, der so entwaffnend offen und oft brüllend komisch über sich und seine Branche schreibt und, anders als der reißerische Untertitel suggeriert, nichts Skandalöses erzählt, was die Leser künftig von Restaurantbesuchen abhalten könnte. Im Gegenteil: Wann immer es um das Essen, das Kochen, das Leben am Herd geht, wird der Zyniker aus der Küche, der dank seiner Autobiographie inzwischen ein Medienstar ist, plötzlich zärtlich. Dann spürt man, wie sehr Bourdain sein Metier liebt und im Grunde seiner Seele ein herzensguter Kerl ist. (str.)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Geständnisse eines Küchenchefs - Was Sie über Restaurants nie wissen wollten" von Anthony Bourdain. Karl Blessing Verlag, München 2001. 352 Seiten. Gebunden, 23 Euro. ISBN 3-89667-166-9.
Die Autobiographie des New Yorker Kochs Anthony Bourdain wird Menschen nicht gefallen, die Serviettenringe mit Namen benutzen, sich von ihren Kindern siezen lassen und glauben, Chefköche seien sphinxhafte Wesen mit aristokratischen Manieren, die ein Dutzend verschiedene Zubereitungsarten von Confit de Canard, aber nicht das richtige Leben kennen. Die Enten-Rezepte kennt Bourdain auch und außerdem ein Dutzend Synonyme für Kopulieren. Er benutzt sie oft, denn in seinem Buch geht es um Sex in der Küche und im Kühlraum, um Saufen, Kiffen und Koksen, um bösartige Kellner, versaute Saucenmeister und tyrannische Restaurantbesitzer, um Horden halbkrimineller Spinner, die unter dem Kommando psychopathischer Zuchtmeister in heißen, engen, lauten Küchen Essen zubereiten. Es ist die dralle Lebensgeschichte eines Kettenrauchers und Ex-Junkies aus gutem Haus, der nichts ausgelassen hat und heute Chef in einem Luxusrestaurant ist, gewiß kein dekorierter Stern am kulinarischen Himmel, aber nach eigener Aussage auch "nicht irgendein verbitterter Boulettenmanscher, der seine erfolgreicheren Kollegen niedermachen will". Statt dessen zeichnet Bourdain von sich das Bild eines bösen Buben am Herd, eines Outlaw unter der Dunstabzugshaube und Antihelden im Eitelkeitskäfig der Chefköche, der ständig flucht und provoziert - Vegetarier sind für ihn, freilich völlig zu Recht, "die Feinde alles Guten und Anständigen im menschlichen Geist" -, und dieses Schaumschlagen mit dem Schneebesen der Selbststilisierung geht einem manchmal mächtig auf die Nerven. Trotzdem findet man Gefallen an dem Rüpel mit Schürze, der so entwaffnend offen und oft brüllend komisch über sich und seine Branche schreibt und, anders als der reißerische Untertitel suggeriert, nichts Skandalöses erzählt, was die Leser künftig von Restaurantbesuchen abhalten könnte. Im Gegenteil: Wann immer es um das Essen, das Kochen, das Leben am Herd geht, wird der Zyniker aus der Küche, der dank seiner Autobiographie inzwischen ein Medienstar ist, plötzlich zärtlich. Dann spürt man, wie sehr Bourdain sein Metier liebt und im Grunde seiner Seele ein herzensguter Kerl ist. (str.)
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"Bourdains Buch ist eine Liebeserklärung an die Irren der Kochtöpfe, eine romantische Reise in die Finsternis der Kühlschränke."