"Ein Bild lebt sein eigenes Leben wie ein lebendiges Geschöpf, ... da das Bild nur Leben hat durch den Menschen, der es betrachtet." (Pablo Picasso) Die unmittelbare sinnliche Erfahrung ist ein Königsweg zum Verständnis von Kunst. Dieser fundamentalen Auffassung Picassos folgte auch Werner Schmalenbach (1920-2010). Der Kunsthistoriker, Kurator und Museumsleiter, der die bedeutende Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen aufbaute, ließ sich durch Kunst berühren, erschüttern und provozieren. An seinen Bildbetrachtungen können wir die zwei Seiten der Kunsterfahrung exemplarisch studieren: Hier die Bewegung der wirkmächtigen Ausdrucksqualitäten im Werk, dort der schöpferische Erkundungsprozess "im Auge" des Betrachters. Dem Ineinandergreifen beider Gestaltbewegungen liegt bei Schmalenbach ein immanentes Gerüst an methodischem Vorgehen und inhaltlicher Analyse zugrunde. Diese Einführung nutzt die ausdrucksstarken und strukturierten Beschreibungen Schmalenbachs, um ihrerseits das gestaltpsychologische Basisinstrumentarium der Kunstbetrachtung anschaulich vorstellen zu können. Dabei wird das "lebendige Geschöpf" der Begegnung zwischen Objekt und Betrachter aus vier Perspektiven beleuchtet: Die Gestaltqualitäten des Bildes und des Erlebens, ihre Zentrierung in spannungsvollen Verhältnissen eines Gegen- und Miteinanders, die Steigerung der Anschauungsdynamik durch "kunstvolle" Werk- wie Seelenkonstruktionen und nicht zuletzt von der Auffassung her, dass Paradoxien den ganzen Prozess zusammenhalten.
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