Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 2,0, Universität des Saarlandes (Lehrstuhl Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar "Erzähltextanalyse: Jüdische Geschichte als Fiktion", Sprache: Deutsch, Abstract: Die Darstellung von historischen Ereignissen ist, für die Kunst im Allgemeinen und die Literatur im Besonderen, schon immer ein beliebtes Sujet. Jedoch ist dies nicht ohne weiteres möglich, ohne auf eine Reihe von Problemen zu stoßen. Diese Probleme manifestieren sich speziell, wenn man ein historisches Ereignis mithilfe einer homodiegetischen Erzählinstanz zu präsentieren versucht. Diese Erzählsituation wirft unmittelbar die Frage auf, ob die gesamten Auswirkungen des betreffenden historischen Ereignisses, nur durch die subjektive Wahrnehmung einer einzelnen Person wiedergegeben werden können. Einzig durch die Wahl dieser Art der Darstellung entsteht also das Problem, dass die geschichtlichen Geschehnisse und deren Bedeutsamkeit für eine Vielzahl von Menschen auf die subjektiven Erlebnisse einzelner Figuren reduziert werden. Zudem eröffnet sich ein weiteres Problemfeld durch eine Tatsache, die unabhängig von der Erzählsituation auf jegliche literarische Darstellung von Geschichte zutrifft und die seit den ausführlichen Arbeiten Hayden Whites stark diskutiert wird. Bei diesem Umstand handelt es sich um die Frage, wie das Problem zu bewältigen ist, dass geschichtliche Ereignisse nur zeitlich rückblickend verstanden werden können. Dieses Spannungsfeld stellt Autoren stets vor neue Herausforderungen, die sie versuchen mit unterschiedlichen literarischen Ansätzen zu bewältigen. Diese Strategien müssen sich zudem ebenfalls nach dem konkreten historischen Ereignis richten, welches beschrieben werden soll. Besonders relevant wird dies bei der Betrachtung von historisch bedeutsamen Ereignissen. Wichtige Beispiele aus der jüngeren Geschichte sind der Erste und Zweiten Weltkrieg, sowie die Shoah. Bei dieser geschichtlich sehr einschneidenden Thematik ergibt sich, neben den bereits erläuterten Schwierigkeiten, ein weiteres Problem. Während der Shoah wurde die systematische Vernichtung einer gesamten Bevölkerungsgruppe angestrebt, was auch die Beseitigung jeglicher Überbleibsel ihrer Existenz unweigerlich mit sich führt. Durch die Vernichtung können die Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe, die während der Shoah ermordet wurden und vergessen werden sollten, selber nicht als Zeugen für diesen Teil der Geschichte auftreten, sondern es müssen andere an ihre Stelle treten und für diese Menschen sprechen und berichten. Diese Problematik der Darstellbarkeit, oder auch ,Unsagbarkeit', spielt in den holocaust studies eine wichtige Rolle.
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