- Kurzweilig, amüsant, fesselnd und unterhaltsam - die neue Novelle von Dirk von Petersdorff ist so abgründig wie aktuell.
- Ein Abendessen voller Spannungen und ein abstürzender Kampfhubschrauber
- Komisch, fesselnd, unterhaltsam - Dirk von Petersdorffs Novelle
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
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Sommernacht mit Ex-Freundin: Dirk von Petersdorffs Novelle "Gewittergäste"
Das Leben lässt sich ebenso wie das Erzählen als eine Frage von Komposition und Kompatibilität verstehen: Mal passt die Zusammensetzung, mal hat sie Spiel, mitunter knallt's.
Dirk von Petersdorffs gedankenblitzende Sommernachtsnovelle "Gewittergäste" spielt vom Titel an mit diesem Wissen. Verschiedene Fragen der Komposition treiben die einzelnen Figuren um. Tina etwa hat ihr Auto - wie sie schön sagt - "wochenlang zusammenkonfiguriert, bis alles stimmte". Da "Auto" "selbst" heißt, ist es vielsagend, dass die alleinstehende Frau (Beziehungsstatus: hat noch Spiel) einen Mini fährt. So geht das in dieser Novelle, deren Kompositionslust bis zur hoch konzentrierten Schilderung der Zutaten reicht, die für eine Quiche oder eine Bowle nötig sind.
Oder eben bis zur Zusammensetzung der abendlichen Tischgesellschaft, die im Fokus des Erzählens steht. Fünf Personen kommen zusammen. Da muss man kein Wahrscheinlichkeitsexperte sein, um zu wissen: Das ist immer einer zu viel oder zu wenig. So sieht das auch die Gastgeberin beim Eindecken des Tisches: "Was tun? Sie überlegte, noch jemanden einzuladen. Am Esstisch war der sechste Platz noch frei, Symmetrie war hilfreich." Mag sein, aber freier Spielraum für eventuelle weitere Gäste hat auch etwas für sich.
Doch bevor Petersdorff sich dem spannungsgeladenen Abend selbst zuwendet, erzählt er von einem Sommertag, in dem es vor Indizien für die in Aussicht gestellte Katastrophe wimmelt. Das setzt ein mit einer morgendlichen Auto-(Fahr-)Übung von Vater und Sohn, gefolgt von einem übersprungsartigen Massen-Erdbeerkauf, der den weiteren Verlauf aber auch nicht mehr erden kann, Arbeit, Schule, Kinderkram, Vorbereitung, bis die Abendgesellschaft antritt. Da sind zunächst die Gastgeber, die einst aus Heidelberg (Herz verloren) nach Ostdeutschland gezogen sind. Da kommen als Gäste (leider einen Tacken zu früh) Rolf und Beate, zwei Ur-Brandenburger, mit ausgeprägter Wessi-Aversion. Bevor zuletzt mit Tina, der Düsseldorfer Ex des Gastgebers, jenes freie Radikal eintrifft, von dem sich - wie beim Blick in den Himmel - so mancher Blitz erwarten lässt. Den freien sechsten Platz hätte es als bedrohlich donnernden Möglichkeitsraum vielleicht gar nicht mal gebraucht. Doch er steht für den unbedingten Willen zur poetischen Eskalation, den diese Novelle bis in ihre metaphorische Faktur auszeichnet: Hier ziehen schwerste Bildgewitter auf.
So nehmen den freien Platz nacheinander zunächst die beiden Söhne des Hauses ein. Amüsant, wenn plötzlich auch die gefährdete Versetzung des älteren Sohnes als Frage der Neukomposition diskutiert wird. Aras, der irrlichternde Pizzabote, übernimmt diesen Part sehr gerne, noch bevor der Sohn ihn schnell zur Tür hinausbugsieren kann: "Bleib sitzen: Genau, das passt, du bleibst sitzen, Digga, hab ich gehört? Nächstes Jahr sind wir in einer Klasse? Ich helf dir in Mathe, du mir in Geschichte. Das wird nice." Ja, das wird es. Ebenso nice wie der Moment, als ein geisterhafter Sitzenbleiber aus altrussischen DDR-Zeiten zur Tischgesellschaft stößt. Bevor zuletzt auch noch zwei amerikanische Soldaten vom Himmel fallen.
Der Romantik-Spezialist Dirk von Petersdorff erzählt diese unglaublichen Ereignisse streng realistisch, genussvoll die Nuancen möglicher Allegorese und potentieller Eskalation auskostend. Eine Sommerlektüre, die gnadenlos ausstellt, wie es um das Deutschland der Doppelhausbesitzer am Ende der Ära Merkel steht. Geistreich bis zum Zucken des finalen Gedankenblitzes. CHRISTIAN METZ
Dirk von Petersdorff: "Gewittergäste". Novelle.
Verlag C. H. Beck, München 2022. 124 S., geb., 20,- Euro.
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"Eine Sommerlektüre, die gnadenlos ausstellt, wie es um das Deutschland der Doppelhausbesitzer am Ende der Ära Merkel steht. Geistreich bis zum Zucken des finalen Gedankenblitzes."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Christian Metz
"Dirk von Petersdorff erzählt abgründig und präzis."
NZZ am Sonntag, Manfred Papst
"Dirk von Petersdorff erzählt wie auf Zehenspitzen. Ganz vornehm, ganz leise. Und trotzdem: Da blitzt Witz auf!"
WDR 4 Buchtipps, Elke Heidenreich
"Das kann ja heiter werden: ... Über dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung brechen sich noch immer unverstandene west-östliche Seelenlagen Bahn. ... Es wird am Ende nicht nur heiter, sondern auch gruselig."
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Rainer Hank
"Dirk von Petersdorff erzählt sein literarisches Kammerspiel als Novelle, auf gerade mal 124 Seiten."
BR 24, Buchtipp der Woche, Sabine Zaplin
"Oft komisch und vor allem sehr schräg"
Deutschlandfunk Kultur, Rainer Moritz
"Dirk von Petersdorff gelingt mit seiner Novelle 'Gewittergäste' ein Bravourstück des konzentrierten Erzählens"
Neue Württembergische Zeitung, Georg Leisten
"Klug komponierte, rasant erzählte und spannend zu lesende Erzählung. ... Der gegenwärtige europäischen Ost-West-Konflikt und der Krieg in der Ukraine verleihen dieser lesenswerten Novelle zusätzliche Aktualität."
Rheinische Post, Ronald Schneider
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