Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Soziologie - Politik, Majoritäten, Minoritäten, Note: 1,0, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Jedes Rechtssystem steht in einem historischen, kulturellen und gesellschaftlichen Kontext, aus dem heraus es zu verstehen ist. Das französische Rechtssystem ist geprägt durch die freiheitlichen Errungenschaften der französischen Revolution Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die gleichzeitig den Wahlspruch der französischen Republik ausmachen. Das deutsche Rechtssystem versteht sich als Antwort auf die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und hat einen hoch entwickelten Rechts- und Sozialstaat hervorgebracht. Charakteristisch für das niederländische Recht, welches ohnehin an der Schnittstelle zwischen deutschem, französischem und angelsächsischem Rechtskreis steht, sind die ausgeprägte religiöse und kulturelle Vielfalt, die schon frühzeitig eine ausgeprägte Kultur der Toleranz hervorgebracht hat. Ein ebenso stark entwickelter Pragmatismus sorgt dafür, dass das niederländische Rechtsystem sich stets neuen tatsächlichen Entwicklungen flexibel anpassen kann. Dies lässt sich sehr gut nachweisen an der niederländischen so genannten „Euthanasie“-Gesetzgebung, der Drogengesetzgebung, der Gesetzgebung auf dem Gebiet der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und vor allem auf dem Gebiet des Ausländer- und Asylrechts. In allen diesen Rechtsgebieten haben die Niederlande mit weitgehenden liberalen Regelungen eine Vorreiterrolle in Europa und der Welt gespielt. Gerade das Ausländer- und Asylrecht ist aber auch ein Beispiel dafür, wie die Niederlande unter dem Druck der tatsächlichen Verhältnisse und dem von der Europäischen Union ausgehenden Harmonisierungszwang pragmatisch zu flexiblen Regelungen gefunden haben.