Eines Tages taucht Giesbert im Garten auf – an einem Tag, an dem es wie aus Kübeln schüttet. Kurzerhand erklärt er eine alte Regentonne zu seinem neuen Zuhause und macht Bekanntschaft mit seinen neuen Nachbarn. In kurzen, reich illustrierten Episoden erzählt Daniela Drescher aus dem Leben ihres Gartenwichtels Giesbert – ursprünglich der Gattung der Regenrinnen-Wichte zugehörig –, der das Leben in seiner neuen Umgebung gehörig auf den Kopf stellt. Er veranstaltet ein Schneckenrennen, legt sich bisweilen mit Kater Munz an und verliebt sich in die Elfe Gisela …
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.11.2016Magischer Garten
Der Regenrinnen-Wicht und seine Freunde
Wie von Hexen und Zauberern kann es wohl auch von Zwergen und Wichten nicht genug geben. Zu sehr erinnern uns die Bilder von zipfelbemützten Gestalten an unbeschwerte Kindheitstage. Gerade ist bei Urachhaus wieder ein Wichtebuch erschienen, geschrieben und bebildert von Daniela Drescher, seit der Veröffentlichung ihres Erstlings Komm mit ins Elfenland im Jahr 2004 heimliche Zwergen-, Wichte- und Elfenexpertin des Verlags. Die Hauptfigur in Giesbert in der Regentonne ist ein Regenrinnen-Wicht, der mit vielen weiteren sagenhaften Gestalten im Garten des Erzählers wohnt.
Detailliert setzt Daniela Drescher diesen winzigen Gartenbewohnern ein Denkmal: Giesbert mit seiner Blattmütze und der grünen Latzhose, dem Knoblauchwicht mit seinem Knoblauchhut oder der zarten Elfe Gisela in ihrem wallenden Kleid. Sie wohnen in einem mit Aquarellfarben üppig gestalteten Garten, der je nach Tages- oder Jahreszeit grün, gelb oder dunkelblau schimmert.
So einzigartig sind die kleinen Wesen, dass man fast glauben könnte, sie hätten der Illustratorin persönlich Modell gestanden. Tatsächlich schreibt Daniela Drescher auf ihrer Internetseite in dem Blog ihres Ateliers von einem Hauswicht, der bei ihrer Familie wohne.
So ließe sich auch der Ich-Erzähler der Geschichte erklären. Aber die Erzählperspektive ist stellenweise unklar: So wird der Ich-Erzähler immer wieder zum auktorialen Erzähler, wenn er beispielsweise die Gedanken der Gartenbewohner lesen kann. Überhaupt: So bezaubernd die Illustrationen sind, so wenig originell sind die dazugehörenden Geschichten. Da gibt es ein Schneckenrennen, einen Kater, der in die Regentonne plumpst, oder eine Laufente, die Giesbert an den nahen Weiher lockt. Auch erzählerisch ist da nicht viel Neues, die Beschreibungen der Naturphänomene sind abgegriffen und floskelhaft: Wolken sind wie Wattebäusche, der Schnee im Garten wie Puderzucker, das Sonnenlicht tanzt zwischen den Blättern.
Daniela Drescher kann die Welt der Zwerge und Wichte wunderbar greifbar machen – mit ihren ausdrucksstarken Bildern. Nicht umsonst veröffentlicht sie neben ihren Büchern auch erfolgreich Kalender, Poster und Postkarten mit den fantastischen Wesen. Ob es da zusätzlich auch noch Geschichten zum Lesen und Vorlesen braucht, sei dahingestellt. (ab 5 Jahre)
HEIKE NIEDER
Daniela Drescher: Giesbert in der Regentonne. Urachhaus, Stuttgart 2016. 112 Seiten, 17,90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Der Regenrinnen-Wicht und seine Freunde
Wie von Hexen und Zauberern kann es wohl auch von Zwergen und Wichten nicht genug geben. Zu sehr erinnern uns die Bilder von zipfelbemützten Gestalten an unbeschwerte Kindheitstage. Gerade ist bei Urachhaus wieder ein Wichtebuch erschienen, geschrieben und bebildert von Daniela Drescher, seit der Veröffentlichung ihres Erstlings Komm mit ins Elfenland im Jahr 2004 heimliche Zwergen-, Wichte- und Elfenexpertin des Verlags. Die Hauptfigur in Giesbert in der Regentonne ist ein Regenrinnen-Wicht, der mit vielen weiteren sagenhaften Gestalten im Garten des Erzählers wohnt.
Detailliert setzt Daniela Drescher diesen winzigen Gartenbewohnern ein Denkmal: Giesbert mit seiner Blattmütze und der grünen Latzhose, dem Knoblauchwicht mit seinem Knoblauchhut oder der zarten Elfe Gisela in ihrem wallenden Kleid. Sie wohnen in einem mit Aquarellfarben üppig gestalteten Garten, der je nach Tages- oder Jahreszeit grün, gelb oder dunkelblau schimmert.
So einzigartig sind die kleinen Wesen, dass man fast glauben könnte, sie hätten der Illustratorin persönlich Modell gestanden. Tatsächlich schreibt Daniela Drescher auf ihrer Internetseite in dem Blog ihres Ateliers von einem Hauswicht, der bei ihrer Familie wohne.
So ließe sich auch der Ich-Erzähler der Geschichte erklären. Aber die Erzählperspektive ist stellenweise unklar: So wird der Ich-Erzähler immer wieder zum auktorialen Erzähler, wenn er beispielsweise die Gedanken der Gartenbewohner lesen kann. Überhaupt: So bezaubernd die Illustrationen sind, so wenig originell sind die dazugehörenden Geschichten. Da gibt es ein Schneckenrennen, einen Kater, der in die Regentonne plumpst, oder eine Laufente, die Giesbert an den nahen Weiher lockt. Auch erzählerisch ist da nicht viel Neues, die Beschreibungen der Naturphänomene sind abgegriffen und floskelhaft: Wolken sind wie Wattebäusche, der Schnee im Garten wie Puderzucker, das Sonnenlicht tanzt zwischen den Blättern.
Daniela Drescher kann die Welt der Zwerge und Wichte wunderbar greifbar machen – mit ihren ausdrucksstarken Bildern. Nicht umsonst veröffentlicht sie neben ihren Büchern auch erfolgreich Kalender, Poster und Postkarten mit den fantastischen Wesen. Ob es da zusätzlich auch noch Geschichten zum Lesen und Vorlesen braucht, sei dahingestellt. (ab 5 Jahre)
HEIKE NIEDER
Daniela Drescher: Giesbert in der Regentonne. Urachhaus, Stuttgart 2016. 112 Seiten, 17,90 Euro.
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