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Zerbrechlich wie das Leben - Glas. Patricia Görgs klare, schnörkellose, poetische Novelle über das Streben nach Perfektion, die Leere der Macht, die Unfreiheit der Kunst und das Scheitern. Johann Kunckel, der Alchemist, der Glaskünstler ist auf der Suche nach der perfekten Entdeckung. Sein Labor auf der Pfaueninsel vor Potsdam wurde ihm von Kurfürst Friedrich Wilhelm zu diesem Zweck überlassen. Dieser kommt gerne selber vorbei und wohnt dem Experimentieren bei - Wunderwerk Natur - und fördert Kunkels Leben und Streben mit monetären Zuwendungen. Umgeben von Menschen, die nur das gewünschte Bild…mehr

Produktbeschreibung
Zerbrechlich wie das Leben - Glas. Patricia Görgs klare, schnörkellose, poetische Novelle über das Streben nach Perfektion, die Leere der Macht, die Unfreiheit der Kunst und das Scheitern. Johann Kunckel, der Alchemist, der Glaskünstler ist auf der Suche nach der perfekten Entdeckung. Sein Labor auf der Pfaueninsel vor Potsdam wurde ihm von Kurfürst Friedrich Wilhelm zu diesem Zweck überlassen. Dieser kommt gerne selber vorbei und wohnt dem Experimentieren bei - Wunderwerk Natur - und fördert Kunkels Leben und Streben mit monetären Zuwendungen. Umgeben von Menschen, die nur das gewünschte Bild von ihm weitergeben fristet dieser - wie Kunckel - ein recht freudloses, unausgefülltes Da-Sein - »Natürlich sehen Maler, die den Großen Kurfürsten portraitieren die Leere, die ihn umgibt.[...] Natürlich würden sie gerne malen, was sie sehen, da es jedoch keiner vor ihnen getan hat, zögern sie, und während sie noch zögern, fährt ihr Pinsel wie von selbst ins Bild und füllt es mit Allegorien.« Mit dem Tod des Großen Kurfürsten und dem Antritt von König Friedrich I. geht der Traum des Alchimisten buchstäblich in Flammen auf...
Autorenporträt
Patricia Görg, Jahrgang 1960, lebt seit 1979 in Berlin. Bekannt und vielfach ausgezeichnet, erschienen von ihr: Glücksspagat. Erzählung (2000), Meer der Ruhe. Ein Abenteuerbuch (2003), Tote Bekannte. Zeitgeschichten (2005), Meier mit Y. Ein Jahreslauf (2008) und Handbuch der Erfolglosen (2012).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.10.2013

Die Wahrheit ein Ziel, die Künste ein Spiel
Glas für Brandenburg: Berückend schön vergegenwärtigt Patricia Görg die Welt des Alchemisten Johannes Kunckel
Ein Goldmacher war gekommen, nicht der erste, der leere Kassen zu füllen versprach, und nicht der letzte. Er war ein „Baron“. Gern hätte der Hof des brandenburgischen Kurfürsten ihm geglaubt, doch Zweifel blieb, Vorsicht, sich nicht aus Gier zu übereilen. Ein Fachmann musste her, empfohlen wurde Johannes Kunckel, „der unbestechliche Chymikus“.
  Kunckel, Sohn eines Glasmachers und Alchemist, versuchte seit Jahren, Stoffe ineinander zu verwandeln. Er schloss nicht aus, dass dabei auch Gold entstehen könnte, nur leider entstand es meistens nicht. Die Tricks, mit denen Betrüger ihr Unvermögen verbargen, kannte er, und so hatte er auch den „Baron“, der den Brandenburger neppen wollte, rasch durchschaut. Der Kurfürst, dankbar für die Expertise, neugierig auf die Experimente, stellte Kunckel an. Glas sollte er machen, denn was man dazu brauchte, Holz, Wasser, Sand, das gab es reichlich in Brandenburg.
  In der Landesgeschichte ist Kunckel als ein tüchtiger Unternehmer bekannt. Er führte eine Glashütte bei Potsdam, bald übereignete ihm der Kurfürst die Pfaueninsel. Dort ließ sich verborgen vor den Augen der Welt mischen, brennen, blasen, zaubern, probieren. Kunckel war der erste, der es verstand Rubinglashohlgefäße zu formen, Gläser mit bis dahin unerreichter Leuchtkraft. Auch Kristallglas gelang ihm. Die Wissenschaftsgeschichte hat in Kunckel eine faszinierende Figur des Übergangs von der alchemistischen Tradition zur experimentellen Naturforschung. Seine „Ars Vitraria Experimentalis, oder Vollkommene Glasmacherkunst“ (1679) fasste das Wissen der Zeit zusammen, in Versuchen geprüft. Sie erlebte immer neue Auflagen bis weit ins 18. Jahrhundert hinein und wird, heißt es, bis heute konsultiert. Auch die Literaturgeschichte verzeichnet Auftritte Johannes Kunckels. Selbstverständlich würdigte ihn Theodor Fontane in den „Wanderungen“, Gotthold Gloger machte ihn 1961 zum Helden eines Kinderbuchs.
  Nun berichtet die Berliner Autorin Patricia Görg in ihrer Erzählung „Glas“ von den Schicksalen Kunckels auf der Pfaueninsel, von seinem Aschekocher, seinen Bläsern, seinem Gemengemacher, von den Besuchen des Großen Kurfürsten auf der Insel und vom Brand, der bald nach dem Tod des Förderers ein Lebenswerk vernichtete, von den Schikanen, die der Nachfolger, Friedrich III., für den Glasmacher ersann.
  Der historische Augenblick – das sandige, wasserreiche Kurfürstentum schickt sich an, zur preußischen Blendrakete zu werden, zu einem sonderbaren Licht im Norden – ist genau erfasst. Der Leser kann durchaus etwas lernen, vor allem aber wird er gebannt vom Zauber einer klug komponierten, bilderreichen Prosa. Schon in ihrer Erzählung „Glücksspagat“ (2000) demonstrierte Patricia Görg eine unglaubliche Meisterschaft in der Bildbeschreibung, der Verlebendigung des Gemalten, Gesehenen, des Sehens. Auch in „Glas“ spielen Bilder eine große Rolle: das Titelkupfer zur „Ars Vitraria“, Herrscherporträts und die Stillleben eines Willem Kalf. In der Erzählung wird vieles Bild oder Aufführung. Einem Ballett gleicht die vorgetäuschte Betriebsamkeit, wenn der Späher das Boot des Kurfürsten erblickt hat, der gern zur Pfaueninsel herüber fuhr.
  Ein Glasmacher, Goldrubin, Feuer, Glanz und ein gichtgeplagter Herrscher von beachtlicher Statur – wäre Patricia Görg nicht die kluge Autorin, die sie ist, sie hätte leicht der Versuchung zum Prunken, zu sprachlichem Bombast, zur preziösen Wendung erliegen können. Sie aber hält glücklich die Balance zwischen Anverwandlung und Distanz. „Glas“ ist erkennbar ein heute geschriebener Bericht, der in Worten wie „Protokoll“, „Absolutismus“ „Barock“ den Abstand der Zeiten bezeichnet und doch die Lust an seltenen Wörtern, an Metaphern, an der allegorischen Verwandlung und am Rhythmus feiert.
  Diese Erzählerin unterwirft sich nicht dem exotischen Reiz des Historischen, sie wanzt sich nicht ran ans Gewesene, sondern spielt mit ihm und spottet dann sanft über das Spiel. So vertraut, gleichsam natürlich, schien lange keine künstliche Welt mehr – und wie ein künstliches Paradies erscheint die Pfaueninsel hier, ein Paradies, in dem auch das Vergängliche, Schmutz und Vergeblichkeit ihren Platz haben. Von hier stammen die „Korallen“, Glasperlen für Großfriedrichsburg in Westafrika: „Solches Korallenwerkeln ist Auftrag und Spielerei für Johann Kunckel, ist Gelegenheitsdichtung in Glas, sich reimend auf den Geschmack und die kindlichen Wünsche der Handelskompanie in Guinea . . . Gaukelei macht Gold aus ihnen, ganz ohne Geheimrezept. Das ist Machtalchemie“.
  Von einem Mann wie Kunckel wünscht der eine dies, die andere das. Er selbst strebt danach, „seine Materie aufzulösen, indem er deren Qualitäten ins Äußerste treibt“, bis zu jenem Punkt, an dem „Glas mehr als Glas und Worte mehr als Worte sind“. Von der Kunst, wovon sonst, handelt diese Erzählung, von einem Gewerbe zwischen Handwerk und Spekulation, Wahrheit und Spiel. Kunckel gelingt „reinstes Kristall“, die Kurfürstin aber missachtet es, übersieht das Durchsichtige. Feuer, Intrigen, Blitz beenden sein probierendes Dasein.
  Und doch geht der Leser heiter aus dem Buch. Das Erzählfeuerwerk über der Pfaueninsel schärft den Beziehungssinn, entfacht die Einbildungskraft und unterhält obendrein vortrefflich. Beinahe möchte man Alchemie studieren.
JENS BISKY
Patricia Görg : Glas. Eine Kunst. Die Andere Bibliothek, Berlin 2013. 119 Seiten, 18 Euro.
So vertraut, so natürlich schien
lange keine künstliche Welt mehr
Glasmacher, Alchemist, Chemiker:
Johannes Kunckel (um 1630-1703).  
O.H.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Außergewöhnlich findet Jochen Schimmang, was Patricia Görg hier vorlegt. Eine Künstlernovelle im klassischen Stil um den Alchemisten und Glasmacher Johannes Kunckel und seinen Gönner Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Dass die Autorin mit ihrem Blick auf Geschichte als einer Form der Inszenierung so gekonnt den laut Schimmang vorherrschenden Neonaturalismus links liegen lässt und mit diesem den Absolutismus einfangenden Text ein singuläres Lehrstück zum Thema Kunst und Macht präsentiert, scheint ihm jede Empfehlung wert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2013

Na, auch auf der Umlaufbahn unterwegs?

Patricia Görg schreibt keine historischen Romane, auch wenn sie wie "Glas" in der Vergangenheit spielen. Ihre Geschichten sind vielmehr einmalige Inszenierungen stillgestellter Bilder.

Der Große Kurfürst liebt Stillleben. Sie bieten ihm Zuflucht fernab der Geschichte, in der er sich oft gefangen fühlt in seinem verwundbaren Land." Auch Patricia Görg liebt Stillleben. Allerdings dienen sie ihr nicht dazu, vor der Geschichte Reißaus zu nehmen. Vielmehr ist das Stillleben eins der bevorzugten literarischen Mittel, mit denen diese Vivisekteurin in ihren Büchern der Vergangenheit, und der Gegenwart, zu Leibe rückt. Schon in ihrem ersten Buch, der Erzählung "Glücksspagat" (2000), das die Geschichte eines Museumswärters erzählt, ist vom "Goldgrund angehaltener Zeit" die Rede, und das ist eine passende Metapher für Görgs Arbeitsweise. Deshalb unterlaufen ihr auch keine historischen Romane. Geschichte nimmt bei ihr vorrangig die Form der Inszenierung und des stillgestellten Bildes an. Das ist ein hochmoderner Blick, wenn man daran denkt, dass Politik heute vor allem eine Frage der passenden Rhetorik, der medialen Vermittlung und des Geschicks der Spin Doctors ist. Nur in solchem Kontext kann es zum Beispiel einem Sigmar Gabriel gelingen, die Ergebnisse aus den Koalitionsverhandlungen als Erfolg zu verkaufen.

"Glas - Eine Kunst" heißt Patricia Görgs neues Buch, wobei "Eine Kunst" sowohl als Gattungsbezeichnung wie gleichsam als Inhaltsangabe gelesen werden kann. Denn was hier auf 116 Seiten in teils betörenden Bildern vorliegt, ist ein Lehrstück über das Verhältnis von Kunst und Macht, in diesem Fall unter den Bedingungen des Absolutismus, und es ist eine nahezu klassische Künstlernovelle. Wir treffen Johannes Kunckel, Alchimist und Glasmacher, hier schon auf der Pfaueninsel an, die ihm Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst, 1685 geschenkt hat, damit er dort mit seinen Angestellten ungestört und unbeobachtet seiner Arbeit nachgehen kann; denn das Betreten der Insel ist für alle anderen verboten, den Herrscher und sein Gefolge natürlich ausgenommen. Kunckels Zeit in Diensten des Herzogtums Sachsen-Lauenburg und am kurfürstlichen Hof in Dresden liegt da schon lange zurück. Er hat im Großen Kurfürsten einen Förderer gefunden, nachdem er einen der vielen falschen Goldmacher entlarvte, die zu dieser Zeit an den Höfen Karriere machen wollen.

Friedrich Wilhelm erwartet von Kunckel kein Gold. Er erwartet Glas, und das ist sowohl eine Maßnahme der Wirtschaftsförderung wie auch der Förderung der Kunst, denn der Herrscher erkennt sehr wohl, dass sein Geheimer Kammerdiener, denn das ist Kunckels offizieller Titel, ein Künstler ist. "Sich für einen Stoff zu entscheiden heißt, ihn bis ins Letzte zu kennen, ihm zu folgen bis dorthin, wo er fremd wird. Auf einmal übertrifft dieser Stoff dann die Forderungen, die ein Fürst an ihn stellen könnte, überflügelt sie, gibt sich nicht länger zufrieden damit, Wasser oder Wein zu kredenzen, sondern gelangt in die fürstliche Kunstkammer." Und der Fürst fährt gern auf die Pfaueninsel, um seinem obersten Künstler bei der Arbeit zuzuschauen.

"Auf Augenhöhe", wie das heute so gern heißt, können der Herrscher und sein Künstler sich jedoch nie begegnen, und es ist vor allem der Künstler, der dies weiß. Patricia Görg zeigt dies in einem Bild, das ein Paradebeispiel für ihre Kunst ist. Friedrich Wilhelm ist bei einem seiner Besuche ein Glas aus der Hand gefallen und zerbrochen: "Da er hier unten manchmal glaubt, auch nur ein Mensch zu sein, will der aus seiner Anspannung erwachte Kurfürst helfen, die Scherben zusammenzusammeln, aber Kunckel verbittet sich dies untertänigst. Er möchte keinesfalls an den kurfürstlichen Leib streifen bei solch niederer Verrichtung, er möchte ihn überhaupt so wenig wie möglich berühren, auch wenn sie gleich im Laufe der Sitzung einander noch näher kommen, ja sogar barhäuptig voreinander sein werden." Denn nur, wenn Abstand gewahrt wird, können "den Souverän selbst die größten Ungeschicklichkeiten nicht entwerten".

Das eingangs erwähnte Stillleben, das der Kurfürst eines Tages im Auftrag seiner Gattin auf die Insel bringt, um es Kunckel zeigen zu lassen, ist Willem Kalfs Stillleben mit chinesischer Terrine. Der Glasmacher ist hingerissen und sieht einen Bruder im Wollen und im Können. "Ach, Kalf, denkt Kunckel. Auch auf der Umlaufbahn unterwegs mit deinem Wissen und Können?" Aber was Kunckel in dem Bild sieht, nämlich den "haarfeinen Reflex" des kaum noch Sichtbaren, und was die Fürstin von ihm will, nämlich das angebliche herrliche rote Glas (in Wahrheit nur der Pegelstand eines halb ausgetrunkenen Glases Rotwein), ist sehr weit voneinander entfernt. Das ließe sich fast als eine Parabel auf Görgs eigene Kunst lesen, die ihrerseits so weit wie nur denkbar vom herrschenden Neonaturalismus der neueren deutschen Literatur entfernt ist. Diese Autorin arbeitet seit ihrem Debüt an einem singulären Werk. Die Erzählung endet mit dem Tod des Großen Kurfürsten und dem Brand der Pfaueninsel ein Jahr danach. Kunckel fällt beim fürstlichen Nachfolger in Ungnade. Der historische Kunckel hat dann später am schwedischen Hof bei Karl XI. durchaus noch sein Glück gemacht. So etwas gibt es ja auch manchmal bei Künstlern.

JOCHEN SCHIMMANG

Patricia Görg: "Glas. Eine Kunst".

Kometen der Anderen Bibliothek, Berlin 2013. 116 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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