Meine Meinung und Inhalt
Gefühle entstehen nicht im Kopf, sonst könnte man sie ja einfach mit Logik in Schach halten, oder es wenigstens versuchen. Gefühle entstehen dort, wo man sie am wenigsten erwartet, nur nicht dort, wo man noch die Möglichkeit hätte, sie unter Kontrolle zu bringen. Dies
gilt sowohl für positive als auch für negative Empfindungen. Selbst die Folgen variieren. Im Fall…mehrMeine Meinung und Inhalt
Gefühle entstehen nicht im Kopf, sonst könnte man sie ja einfach mit Logik in Schach halten, oder es wenigstens versuchen. Gefühle entstehen dort, wo man sie am wenigsten erwartet, nur nicht dort, wo man noch die Möglichkeit hätte, sie unter Kontrolle zu bringen. Dies gilt sowohl für positive als auch für negative Empfindungen. Selbst die Folgen variieren. Im Fall positiver Emotionen manifistieren sich alles als eine Facette des Glücks. Freude macht glücklich. Liebe macht glücklich. Bestätigung macht glücklich. Doch die Reaktion auf Angst ist eine komplett andere als die auf Wut oder Schmerz. Schlechte Gefühle entstehen auch nicht dort, wo man normalerweise Glück oder Liebe verspürt, nein, sie entstehen dort wo sich Magengeschwüre oder Nierensteine bilden." (ZITAT)
Die Autorin weiß mit ihrem Debüt bewusst mit dem Leser zu spielen. Der Beginn - ein brutaler Kampf. Tödlich? Real? Auch im weiteren Geschehen der Geschichte wird man mit "zufälligen" Begegnungen und Geschehnissen konfrontiert, welche erst zum Ende hin an Klarheit gewinnen.
Die Protagonistin ist Eva, eine junge Frau Anfang zwanzig.
Spürbar schildert Prantl die Suche nach deren eigenen Identität sowie das starke Bedürfnis sich von Anderen definieren zu lassen aufgrund ihrer eigenen Unsicherheit und Instabilität.
"Plötzlich empfand sie eine Sehnsucht nach einer Person, die es gar nicht mehr gab, nach ihrem Freund von damals, aber vor allem nach ihrem damaligen Selbst." (ZITAT)
Ihre Freundin Mirjam verkörpert all das, was Eva an sich vermisst. Sie ist hübsch, anziehend und selbstbewusst. Sie wird von allen gemocht und zieht deren Aufmerksamkeit auf sich. Eva hingegen hat das Gefühl, nicht die Hauptfigur ihrer eigenen Geschichte zu sein. Dann lernt sie Aaron kennen, der trotz eines schweren Schicksalsschlages nicht resigniert, sondern dadurch an Stärke gewonnen hat. Er scheint etwas in Eva zu erkennen, was sie selbst nicht sehen kann.
Aarons Interesse für Eva gibt ihr kurzfristig ein neues Selbstbewusstsein, doch ihre Selbstzweifel holen sie immer wieder ein. Sie leidet zunehmend unter Realitätsverlust und hegt den Verdacht, verfolgt zu werden. Mehrere Anzeichen bestätigen diese Annahme, es besteht sogar die Möglichkeit, dass sie ihren Verfolger kennt.
Anstatt sich ihren Freunden anzuvertrauen, zieht Eva sich in sich selbst zurück und verfällt immer mehr ihrer Paranoia. Sie kauft ein Tagebuch und beginnt ihre Erlebnisse aufzuschreiben.
Ich finde den Schreibstil von Prantl mit dem Welchsel zwischen den Perspektiven (die Protagonistin Eva erzählt abwechselnd von sich in der dritten und in der ersten Person) sehr gelungen.
Das Ende lässt einige Rückschlüsse offen.
VERENA PRANTL wurde 1996 in Hall in Tirol geboren und lebt seit 2016 in Wien. Sie schloss ihr Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften an der Universität Wien ab und veröffentlicht seither auf ihrer Webseite zahlreiche Essays und Kurzgeschichten. Glas ist ihr Romandebüt.