John Emerich Edward Dalberg Acton (1834 bis 1902) war Historiker und Publizist. Er zählt zu den bedeutendsten Liberalen in Europa. Als Geschichtsschreiber der Freiheit beschäftigte ihn zeit seines Lebens die Frage nach dem philosophischen und politischen Leitbild im Denken und Handeln der Europäer. Fragen, die er als Politiker und Publizist stellte, sind heute erneut in den Mittelpunkt gerückt: Wie lässt sich die Freiheitlichkeit liberalen Denkens mit der Überzeugung christlichen Glaubens vereinbaren? In welcher Beziehung steht die Freiheit des Denkens zu einer Bindung im Glauben? Auf welchen religiösen Grundlagen ruht die liberale Gesellschaft? Der Band versammelt Reflexionen auf Antworten, zu denen Lord Acton im 19. Jahrhundert fand. Ihre überraschende Modernität verdient eine erinnernde Präsenz im Denken heute.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.08.2015Der katholische Liberale
Eine Hommage an Lord Acton
Auf Initiative Friedrich August von Hayeks wurde 1947 die Mont Pèlerin Society gegründet, eine Art Liberale Internationale. Der Name war eine Verlegenheitslösung. Er erinnert an den Versammlungsort, einen Berg und ein gleichnamiges Hotel in Genf. Hayek hatte vorgeschlagen, eine "Lord Acton and Tocqueville Society" zu gründen. Es gab aber Einsprüche gegen zwei katholische Namensgeber. "Diese schöne Episode bietet einen Teil der Erklärung dafür, weshalb Acton so wenig bekannt wurde", meint der Soziologe Michael Zöller.
Doch der 1834 als Sohn eines englischen Barons und einer Mutter aus dem deutschen Hochadel, einer Dalberg, geborene Liberale erlebt eine Renaissance. Dies beweist auch das hervorragend editierte Buch aus der von Christoph Böhr herausgegebenen Reihe "Das Bild vom Menschen und die Ordnung der Gesellschaft". Acton hat Freiheit ganz einfach mit "Herrschaft über sich selbst" übersetzt. Hierin zeige sich, so die Publizistin Karen Horn, der typische "Dreh" von Acton: "Freiheit bedeutet nicht die Macht, das zu tun, was wir wollen, sondern das Recht, das zu tun, was uns aufgegeben ist zu tun." Aufgegeben war Acton sein Glaube. Er hat Liberalität und Katholizismus versöhnt - eine Perspektive, die heute zu oft fehlt.
JOCHEN ZENTHÖFER
Christoph Böhr / Philipp W. Hildmann / Johann Christian Koecke (Hrsg.): Glaube, Gewissen, Freiheit. Springer VS, Wiesbaden 2015, 332 Seiten, 49,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Hommage an Lord Acton
Auf Initiative Friedrich August von Hayeks wurde 1947 die Mont Pèlerin Society gegründet, eine Art Liberale Internationale. Der Name war eine Verlegenheitslösung. Er erinnert an den Versammlungsort, einen Berg und ein gleichnamiges Hotel in Genf. Hayek hatte vorgeschlagen, eine "Lord Acton and Tocqueville Society" zu gründen. Es gab aber Einsprüche gegen zwei katholische Namensgeber. "Diese schöne Episode bietet einen Teil der Erklärung dafür, weshalb Acton so wenig bekannt wurde", meint der Soziologe Michael Zöller.
Doch der 1834 als Sohn eines englischen Barons und einer Mutter aus dem deutschen Hochadel, einer Dalberg, geborene Liberale erlebt eine Renaissance. Dies beweist auch das hervorragend editierte Buch aus der von Christoph Böhr herausgegebenen Reihe "Das Bild vom Menschen und die Ordnung der Gesellschaft". Acton hat Freiheit ganz einfach mit "Herrschaft über sich selbst" übersetzt. Hierin zeige sich, so die Publizistin Karen Horn, der typische "Dreh" von Acton: "Freiheit bedeutet nicht die Macht, das zu tun, was wir wollen, sondern das Recht, das zu tun, was uns aufgegeben ist zu tun." Aufgegeben war Acton sein Glaube. Er hat Liberalität und Katholizismus versöhnt - eine Perspektive, die heute zu oft fehlt.
JOCHEN ZENTHÖFER
Christoph Böhr / Philipp W. Hildmann / Johann Christian Koecke (Hrsg.): Glaube, Gewissen, Freiheit. Springer VS, Wiesbaden 2015, 332 Seiten, 49,99 Euro.
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"... Zweifelsohne wird dem Leser bei jedem Beitrag von Neuem bewusst, wie dringlich das gelungene Unternehmen dieses Bandes ist, Acton der zeitgenössischen Debatte zu erschliellen ..." (Markus Krienke, in: ZfP Zeitschrift für Politik, Jg. 64, März 2017)