Die gleichgültige Nebenordnung der drei »Welt-Religionen« durch den Bezug auf einen scheinbar gemeinsamen Ursprung ist in Wahrheit keineswegs tolerant, sondern bei genauer Betrachtung weniger tolerant als eine respektvolle Begegnung, in der die konkurrierenden Wahrheitsansprüche hervortreten. Eißler bietet interessante Informationen zur Entstehung des Gedankens einer »abrahamischen Ökumene«, die vor allem innerhalb der römisch-katholischen Theologie entfaltet wurde und eine theologisch sehr starke Behauptung impliziert: Judentum, Christentum und Islam wären demnach Zweige einer von Abraham ausgehenden Offenbarung. Kann aber der Islam wirklich - auch nach seinem Selbstverständnis - in die Segensgeschichte Abrahams nach Gen 12,1-3 eingezeichnet werden? Und ist umgekehrt der »Schriftbesitz« des Islam eine neutrale Gegebenheit, die in Judentum und Christentum nur modifiziert wäre? Es ist noch bedenklicher, wenn auch der islamische Monotheismus als neutrale Grundaussage ins Spiel gebracht wird. Wenn Gott immer größer ist als alles, was wir über ihn sagen können, wie können wir dann behaupten, Muslime, Juden und Christen redeten von »demselben« Gott? Letztlich steckt dahinter ein Harmoniebedürfnis, das die wichtige Aufgabe umgehen will, in überzeugter Toleranz (eine Formulierung von Wolfgang Huber) die Widersprüche auszuhalten. (Aus dem Vorwort von Ernstpeter Maurer)
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