Dieser Gesamtentwurf christlicher Lehre ist im Anschluß sowohl an Luther als auch an Schleiermacher als denkende Rechenschaft über die christliche Glaubenserfahrung konzipiert. Diese steht in ständiger Wechselwirkung mit der jeweils gegenwärtigen Selbst- und Welterfahrung des Menschen. Zu deren Signatur gehört heute, daß der Gottesglaube strittig ist und daß das Profil des Christlichen vielfach zu verschwimmen droht. Deshalb verfährt Dietz Lange bei der Entwicklung seiner Glaubenslehre nicht thetisch, sondern argumentativ. Er entfaltet die Grundaussagen reformatorischen Christentums, indem er nicht nur an die historisch-kritische Arbeit der Exegese und Kirchengeschichte sowie an praktisch-theologische Überlegungen über die Kirche anknüpft. Er bezieht auch die Philosophie und natur- und humanwissenschaftliche Fragestellungen mit ein. Schwerpunkte sind der innerkirchliche wie gesamtgesellschaftliche Pluralismus, die Frage nach dem Sinn unschuldigen Leidens und des Bösen, das Verständnis der Gegenwart Gottes in Jesus Christus und in der gegenwärtigen Lebenswelt sowie der theologische Sinn der Institutionalität der Kirche und Gedanken zu ihrer Reform. Dem Entwurf der Glaubenslehre liegt eine streng systematische Gliederung zugrunde, die aber nicht den Charakter einer Deduktion, sondern der Beschreibung der relevanten Erfahrungsaspekte des Glaubens hat. Nicht zufällig stellt Dietz Lange an das Ende des Werkes eine offene Frage, die nach seiner begründeten Überzeugung nicht gelöst werden kann, aber zu weiterem Nachdenken herausfordert. Geboren 1933; Studium der Ev. Theologie in Tübingen, Göttingen, Chicago und Zürich; 1961-63 Vikar in Bochum und Witten; ab 1963 Assistent und Akademischer Rat/Oberrat in Göttingen; 1964 Promotion in Zürich und Ordination in Bochum; 1973 Habilitation für Systematische Theologie in Göttingen; 1977-98 Professor ebendort; seit 1988 Prediger an St. Marien in Göttingen.
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