This powerful, unsettling book gives us a rare glimpse behind the closed doors of global financial institutions by the winner of the 2001 Nobel Prize in Economics.
When it was first published, this national bestseller quickly became a touchstone in the globalization debate. Renowned economist and Nobel Prize winner Joseph E. Stiglitz had a ringside seat for most of the major economic events of the last decade, including stints as chairman of the Council of Economic Advisers and chief economist at the World Bank. Particularly concerned with the plight of the developing nations, he became increasingly disillusioned as he saw the International Monetary Fund and other major institutions put the interests of Wall Street and the financial community ahead of the poorer nations. Those seeking to understand why globalization has engendered the hostility of protesters in Seattle and Genoa will find the reasons here. While this book includes no simple formula on how to make globalization work, Stiglitz provides a reform agenda that will provoke debate for years to come. Rarely do we get such an insider's analysis of the major institutions of globalization as in this penetrating book. With a new foreword for this paperback edition.
When it was first published, this national bestseller quickly became a touchstone in the globalization debate. Renowned economist and Nobel Prize winner Joseph E. Stiglitz had a ringside seat for most of the major economic events of the last decade, including stints as chairman of the Council of Economic Advisers and chief economist at the World Bank. Particularly concerned with the plight of the developing nations, he became increasingly disillusioned as he saw the International Monetary Fund and other major institutions put the interests of Wall Street and the financial community ahead of the poorer nations. Those seeking to understand why globalization has engendered the hostility of protesters in Seattle and Genoa will find the reasons here. While this book includes no simple formula on how to make globalization work, Stiglitz provides a reform agenda that will provoke debate for years to come. Rarely do we get such an insider's analysis of the major institutions of globalization as in this penetrating book. With a new foreword for this paperback edition.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.07.2002Die ewige Hoffnung auf den Staat
Eine ungezügelte Schimpftirade auf den "neoliberalen" IWF
Joseph Stiglitz: Globalization and its Discontents. W.W. Norton & Company, New York 2002, 282 Seiten, 24,95 Dollar.
Kaum jemand wäre wohl besser geeignet als Joe Stiglitz, um ein Buch über die verschiedenen Facetten der Globalisierung, ihre Chancen und Herausforderungen zu schreiben. Seine Kenntnisse in der Ökonomie gelten nicht erst seit der Verleihung des Nobelpreises im vergangenen Jahr als überragend; Stiglitz hat als Wirtschaftsberater von Bill Clinton und später als Chefvolkswirt der Weltbank auch in der praktischen Arbeit Erfahrungen mit der Globalisierung gesammelt. Darum liegt es nahe, von Stiglitz eine intelligente Auseinandersetzung mit dem Thema und neue Einsichten in die Zusammenhänge zu erwarten.
Um so größer ist die Enttäuschung des Lesers, der schon auf den ersten Seiten spürt, daß es - anders als der Titel in Aussicht stellt - nur am Rande um die Globalisierung geht. Statt dessen gerät das Buch zu einer Generalabrechnung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Glaubt man Stiglitz, dann sitzt im IWF-Hauptquartier an der 19. Straße in Washington ein Haufen drittklassiger und verblendeter Ökonomen, die Schwellenländer mit "neoliberalen" Wirtschaftsreformen zugrunde richten. In den Finanzkrisen in Asien und Lateinamerika Ende der neunziger Jahre hat der IWF nach Ansicht des Nobelpreisträgers ebenso versagt wie bei der Transformation der Länder des ehemaligen Ostblocks zu marktwirtschaftlichen Systemen.
Rußland, so könnte der Leser meinen, sei nur in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, weil es die IWF-Reformrezepte angewendet habe. Gewiß, der Fonds hat in der Krisenbewältigung Ende der neunziger Jahre Fehler begangen; diese sind inzwischen eingestanden und der neue IWF-Chef Horst Köhler ist bemüht, sie künftig zu vermeiden. So hat der Währungsfonds inzwischen erkannt, daß bereitwillig hergegebene, milliardenschwere Hilfspakete nicht der Weisheit letzter Schluß sind.
Folgte man aber Stiglitz, dann wäre die Bewältigung von Wirtschaftskrisen fast im Handumdrehen zu leisten: Reichlich Geld von außen und aus der eigenen Notenpresse reichen seiner Ansicht nach fast aus, um eine darniederliegende Wirtschaft wieder flottzumachen. Geflissentlich übersieht der Ökonom bei seinem Plädoyer für eine keynesianische Wirtschaftspolitik, daß in vielen Fällen nicht der Markt, sondern die Regierungen der späteren Krisenländer versagten, weil sie eine falsche Politik betrieben. In jedem Satz spürt der Leser das Mißtrauen des Autors gegenüber den Marktkräften und die Überzeugung, daß der Staat es schon richten werde.
In seiner Wut schießt Stiglitz, der sich selbst und seine Politikempfehlungen offenbar für unfehlbar hält, über das Ziel hinaus: Er bezichtigt den einstigen Vize-Chef des IWF, Stanley Fischer, der Bestechlichkeit. Fischer habe die Krisenländer unnötig scharf bestraft - zum Nutzen der Citigroup, die ihn nach seinem Ausscheiden aus dem Fonds mit einem lukrativen Posten für einen Einsatz belohnt habe. Zu Recht hat der IWF-Chefvolkswirt Kenneth Rogoff diesen persönlichen Angriff, der sich wohl in der englischen, nicht aber in der bei Siedler erschienenen deutschen Ausgabe des Buches findet, dieser Tage in einem offenen Brief an Stiglitz harsch zurückgewiesen. An der Integrität Fischers, der ein ebenso herausragender Ökonom wie Stiglitz ist, gibt es keinen Zweifel.
Statt einer Schimpftirade auf den Währungsfonds, die noch dazu recht langatmig gerät und wenig neue Erkenntnisse bringt, hätte Stiglitz sich zu jenen Fragen äußern sollen, die im Zusammenhang mit der Globalisierung wirklich von Bedeutung sind: Welchen Einfluß hat der Handel zwischen Ländern auf Wachstum, Löhne und Beschäftigung? Welche Folgen hat der "digitale Vorsprung" der Industrienationen? Wie wirken Globalisierung und Marktkräfte auf die Umwelt? Welche Rolle spielt die Kultur von Nationen für die wirtschaftliche Entwicklung? Stiglitz bleibt die Antworten schuldig. Wer ebenso wie Stiglitz den IWF für das Übel in der Welt verantwortlich macht, der mag sich durch dieses selbstgerechte Buch bestätigt fühlen. All jene, die es besser wissen, können sich die Lektüre getrost ersparen.
CLAUS TIGGES
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine ungezügelte Schimpftirade auf den "neoliberalen" IWF
Joseph Stiglitz: Globalization and its Discontents. W.W. Norton & Company, New York 2002, 282 Seiten, 24,95 Dollar.
Kaum jemand wäre wohl besser geeignet als Joe Stiglitz, um ein Buch über die verschiedenen Facetten der Globalisierung, ihre Chancen und Herausforderungen zu schreiben. Seine Kenntnisse in der Ökonomie gelten nicht erst seit der Verleihung des Nobelpreises im vergangenen Jahr als überragend; Stiglitz hat als Wirtschaftsberater von Bill Clinton und später als Chefvolkswirt der Weltbank auch in der praktischen Arbeit Erfahrungen mit der Globalisierung gesammelt. Darum liegt es nahe, von Stiglitz eine intelligente Auseinandersetzung mit dem Thema und neue Einsichten in die Zusammenhänge zu erwarten.
Um so größer ist die Enttäuschung des Lesers, der schon auf den ersten Seiten spürt, daß es - anders als der Titel in Aussicht stellt - nur am Rande um die Globalisierung geht. Statt dessen gerät das Buch zu einer Generalabrechnung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Glaubt man Stiglitz, dann sitzt im IWF-Hauptquartier an der 19. Straße in Washington ein Haufen drittklassiger und verblendeter Ökonomen, die Schwellenländer mit "neoliberalen" Wirtschaftsreformen zugrunde richten. In den Finanzkrisen in Asien und Lateinamerika Ende der neunziger Jahre hat der IWF nach Ansicht des Nobelpreisträgers ebenso versagt wie bei der Transformation der Länder des ehemaligen Ostblocks zu marktwirtschaftlichen Systemen.
Rußland, so könnte der Leser meinen, sei nur in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, weil es die IWF-Reformrezepte angewendet habe. Gewiß, der Fonds hat in der Krisenbewältigung Ende der neunziger Jahre Fehler begangen; diese sind inzwischen eingestanden und der neue IWF-Chef Horst Köhler ist bemüht, sie künftig zu vermeiden. So hat der Währungsfonds inzwischen erkannt, daß bereitwillig hergegebene, milliardenschwere Hilfspakete nicht der Weisheit letzter Schluß sind.
Folgte man aber Stiglitz, dann wäre die Bewältigung von Wirtschaftskrisen fast im Handumdrehen zu leisten: Reichlich Geld von außen und aus der eigenen Notenpresse reichen seiner Ansicht nach fast aus, um eine darniederliegende Wirtschaft wieder flottzumachen. Geflissentlich übersieht der Ökonom bei seinem Plädoyer für eine keynesianische Wirtschaftspolitik, daß in vielen Fällen nicht der Markt, sondern die Regierungen der späteren Krisenländer versagten, weil sie eine falsche Politik betrieben. In jedem Satz spürt der Leser das Mißtrauen des Autors gegenüber den Marktkräften und die Überzeugung, daß der Staat es schon richten werde.
In seiner Wut schießt Stiglitz, der sich selbst und seine Politikempfehlungen offenbar für unfehlbar hält, über das Ziel hinaus: Er bezichtigt den einstigen Vize-Chef des IWF, Stanley Fischer, der Bestechlichkeit. Fischer habe die Krisenländer unnötig scharf bestraft - zum Nutzen der Citigroup, die ihn nach seinem Ausscheiden aus dem Fonds mit einem lukrativen Posten für einen Einsatz belohnt habe. Zu Recht hat der IWF-Chefvolkswirt Kenneth Rogoff diesen persönlichen Angriff, der sich wohl in der englischen, nicht aber in der bei Siedler erschienenen deutschen Ausgabe des Buches findet, dieser Tage in einem offenen Brief an Stiglitz harsch zurückgewiesen. An der Integrität Fischers, der ein ebenso herausragender Ökonom wie Stiglitz ist, gibt es keinen Zweifel.
Statt einer Schimpftirade auf den Währungsfonds, die noch dazu recht langatmig gerät und wenig neue Erkenntnisse bringt, hätte Stiglitz sich zu jenen Fragen äußern sollen, die im Zusammenhang mit der Globalisierung wirklich von Bedeutung sind: Welchen Einfluß hat der Handel zwischen Ländern auf Wachstum, Löhne und Beschäftigung? Welche Folgen hat der "digitale Vorsprung" der Industrienationen? Wie wirken Globalisierung und Marktkräfte auf die Umwelt? Welche Rolle spielt die Kultur von Nationen für die wirtschaftliche Entwicklung? Stiglitz bleibt die Antworten schuldig. Wer ebenso wie Stiglitz den IWF für das Übel in der Welt verantwortlich macht, der mag sich durch dieses selbstgerechte Buch bestätigt fühlen. All jene, die es besser wissen, können sich die Lektüre getrost ersparen.
CLAUS TIGGES
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main