'ADDICTIVELY GOOD' The Times
'Over-whelming' Independent
'Supercharged' Evening Standard
'Deliciously, startlingly, exuberantly fresh' Guardian
With GLOW, Ned Beauman has reinvented the international conspiracy thriller for a new generation.
A hostage exchange outside a police station in Pakistan.
A botched defection in an airport hotel in New Jersey.
A test of loyalty at an abandoned resort in the Burmese jungle.
A boy and a girl locking eyes at a rave in a South London laundrette . . .
For the first time, Britain's most exciting young novelist turns his attention to the present day, as a conspiracy with global repercussions converges on one small flat above a dentist's office in Camberwell.
'Over-whelming' Independent
'Supercharged' Evening Standard
'Deliciously, startlingly, exuberantly fresh' Guardian
With GLOW, Ned Beauman has reinvented the international conspiracy thriller for a new generation.
A hostage exchange outside a police station in Pakistan.
A botched defection in an airport hotel in New Jersey.
A test of loyalty at an abandoned resort in the Burmese jungle.
A boy and a girl locking eyes at a rave in a South London laundrette . . .
For the first time, Britain's most exciting young novelist turns his attention to the present day, as a conspiracy with global repercussions converges on one small flat above a dentist's office in Camberwell.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.01.2015Eine neue Wunderdroge aus London
Chemie für schlaue Füchse: Ned Beaumans Roman "Glow" lässt es krachen
Drei Romane hat der neunundzwanzigjährige Brite Ned Beauman bisher geschrieben, und in allen wimmelt es von abenteuerlichen Partydrogen, Verschwörungstheorien und kryptowissenschaftlichen Sonderbegabungen. In "Flieg, Hitler, flieg" jagten Rassenhygieniker, Preisboxer und Nazi-Okkultisten hinter einem seltenen Hakenkreuz-Käfer her. Sein zweiter Roman führte Hipster, Drogenfreaks, Brecht und den Vamp Adele Hitler im Berlin der dreißiger Jahre zusammen. Die Figuren, Ideen und psychedelischen Substanzen in seinem magischen Theater sind von heute oder morgen, die Kulissen und Plots von gestern: Steampunk-Science-Fiction aus der Vergangenheit, postmoderne Verschwörungsthriller mit Film-noir-Elementen und Nazi-Bonustracks.
Beaumans Roman "Glow" spielt nun erstmals in einer - leicht verfremdeten - Gegenwart. Raf ist ein naiver drogenkundiger Nerd im Kapuzenpulli, der unter mysteriösen Schlaf- und Zeitsynchronisationsstörungen leidet; seine Femme fatale ist die exotisch schillernde Burmesin Cherish. Die Musik kommt vom Piratensender Myth FM, und statt Nazi-Drogen wie Pervitin oder Ketamin werfen die Hipster die neue Designerdroge Glow ein. Der pflanzliche Rohstoff dafür wächst im Dschungel von Nordburma und entfaltet, ähnlich wie Zibetkatzenkaffee, seine Wirkung erst nach seiner Veredelung im Verdauungstrakt von Füchsen.
Um das Weltmonopol für Glow zu erobern, schreckt der amerikanische Bergbau-Konzern Lacebark vor keiner schlaufüchsigen Teufelei zurück: neokoloniale Ausbeutung, betrügerische Manipulationen, Menschen- und Tierversuche, Lügen und Mord. Störenfriede, sogenannte "Disruptors", werden von der hauseigenen PR-Agentur bearbeitet oder verschwinden in geräuschlosen Lieferwagen auf Nimmerwiedersehen. In einer Lagerhalle hat Lacebark aus unerfindlichen Gründen eine Parallelwelt aufgebaut, eine Art Filmset oder Freizeitpark, in dem die Straßen und Bewohner von Südlondon detailgetreu bis hin zum burmesischen Drogenkoch und Räucherstäbchenhalter nachgebildet werden. Realität und Theater, kriminelle Simulation und Drogenhalluzination sind in der erstaunlichen Illusionsmaschinerie des Multis ununterscheidbar; nur der Glow-Chemiker und exilburmesische Freiheitskämpfer Win ist gewitzt genug, sich als Fake-Statist im Zentrum der "Core Scenario Installation" zu verstecken.
Es ist ein "sinnloses Spiel", und nicht nur der aus der Normal-Zeit gefallene Raf weiß nicht, ob er zu früh oder zu spät kommt, noch träumt oder schon wach ist. Cherish zieht ihn mit Sex und fernöstlichen Weisheiten an und weist ihn kühl ab; ihr Bruder Zaya erklärt ihm vom Rollstuhl aus die Geschichte Myanmars vom Opiumkrieg bis zur Militärdiktatur. Der abtrünnige Lacebark-Agent Fourpetal ist nicht der, für den man ihn hält, und die Füchse werden durch das Glow in ihren Mägen immer klüger und menschlicher. Wer von einem Roman Tempo und intelligenten schwarzen Humor, die bewusstseinserweiternden Nachtgedanken eines polyphasisch schlafenden Drogen- und Partyhoppers, scharfe asiatische Kochrezepte und Metaphern mit Wow-Faktor ("Sex mit Hseng war so, als würde man von einem schmierigen Granatwerfer aus kurzer Entfernung mit zehntausend heißen Schweinefleischklößen bombardiert") erwartet, kommt in "Glow" auf seine Kosten.
Leser, die Wert auf psychologisch differenzierte Charaktere und erzählerische Logik legen, gehören nicht zur Zielgruppe. Das Flimmern und Rauschen der psychedelischen Diskurse ermüdet auf die Dauer. Beauman ist zweifellos ein hochtalentierter Autor; seine aus illegalen Sendern und Substanzen, Guerrilla-Bewegungen und kryptischen Werbeslogans gespeiste Phantasie erinnert an die paranoiden Wahnwelten eines Thomas Pynchon, David Foster Wallace oder Jonathan Lethem. Aber das Wunderkind ist noch ziemlich jung, und seine Stärken liegen nicht unbedingt im geduldigen nuancierten Erzählen. Beauman wirkt oft wie der durchgeknallte Klassenprimus, der mit seiner pubertären Highspeed-Poesie und seinen erstaunlichen Kenntnissen in Chemie, Pharmakologie und Neurobiologie Lehrer und Mitschüler verblüffen will. Hauptsache, es stinkt und kracht subversiv und erstaunlich; was sonst zum Verständnis des irren, wirren Plots nötig ist, wird in umständlichen Rückblenden und zusammenfassenden Erläuterungen nachgereicht.
"Glow", angemessen rasant übersetzt von Gerhard Henschel und Kathrin Passig, ist eine wilde Tour de Force durch die Abgründe des globalisierten Gefühlslebens zwischen Südlondon und Nordburma, Pakistan und Island, vielleicht sogar eine seriöse Untersuchung über die Dialektik von Mensch und Tier, biochemischer Natürlichkeit und künstlichen Paradiesen. Aber statt zu leuchten und zu brennen, verzischt "Glow" als schnelles, grelles Feuerwerk am Nachthimmel der Londoner Subkulturen.
MARTIN HALTER
Ned Beauman: "Glow". Roman.
Aus dem Englischen von Gerhard Henschel und Kathrin Passig. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2014. 320 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Chemie für schlaue Füchse: Ned Beaumans Roman "Glow" lässt es krachen
Drei Romane hat der neunundzwanzigjährige Brite Ned Beauman bisher geschrieben, und in allen wimmelt es von abenteuerlichen Partydrogen, Verschwörungstheorien und kryptowissenschaftlichen Sonderbegabungen. In "Flieg, Hitler, flieg" jagten Rassenhygieniker, Preisboxer und Nazi-Okkultisten hinter einem seltenen Hakenkreuz-Käfer her. Sein zweiter Roman führte Hipster, Drogenfreaks, Brecht und den Vamp Adele Hitler im Berlin der dreißiger Jahre zusammen. Die Figuren, Ideen und psychedelischen Substanzen in seinem magischen Theater sind von heute oder morgen, die Kulissen und Plots von gestern: Steampunk-Science-Fiction aus der Vergangenheit, postmoderne Verschwörungsthriller mit Film-noir-Elementen und Nazi-Bonustracks.
Beaumans Roman "Glow" spielt nun erstmals in einer - leicht verfremdeten - Gegenwart. Raf ist ein naiver drogenkundiger Nerd im Kapuzenpulli, der unter mysteriösen Schlaf- und Zeitsynchronisationsstörungen leidet; seine Femme fatale ist die exotisch schillernde Burmesin Cherish. Die Musik kommt vom Piratensender Myth FM, und statt Nazi-Drogen wie Pervitin oder Ketamin werfen die Hipster die neue Designerdroge Glow ein. Der pflanzliche Rohstoff dafür wächst im Dschungel von Nordburma und entfaltet, ähnlich wie Zibetkatzenkaffee, seine Wirkung erst nach seiner Veredelung im Verdauungstrakt von Füchsen.
Um das Weltmonopol für Glow zu erobern, schreckt der amerikanische Bergbau-Konzern Lacebark vor keiner schlaufüchsigen Teufelei zurück: neokoloniale Ausbeutung, betrügerische Manipulationen, Menschen- und Tierversuche, Lügen und Mord. Störenfriede, sogenannte "Disruptors", werden von der hauseigenen PR-Agentur bearbeitet oder verschwinden in geräuschlosen Lieferwagen auf Nimmerwiedersehen. In einer Lagerhalle hat Lacebark aus unerfindlichen Gründen eine Parallelwelt aufgebaut, eine Art Filmset oder Freizeitpark, in dem die Straßen und Bewohner von Südlondon detailgetreu bis hin zum burmesischen Drogenkoch und Räucherstäbchenhalter nachgebildet werden. Realität und Theater, kriminelle Simulation und Drogenhalluzination sind in der erstaunlichen Illusionsmaschinerie des Multis ununterscheidbar; nur der Glow-Chemiker und exilburmesische Freiheitskämpfer Win ist gewitzt genug, sich als Fake-Statist im Zentrum der "Core Scenario Installation" zu verstecken.
Es ist ein "sinnloses Spiel", und nicht nur der aus der Normal-Zeit gefallene Raf weiß nicht, ob er zu früh oder zu spät kommt, noch träumt oder schon wach ist. Cherish zieht ihn mit Sex und fernöstlichen Weisheiten an und weist ihn kühl ab; ihr Bruder Zaya erklärt ihm vom Rollstuhl aus die Geschichte Myanmars vom Opiumkrieg bis zur Militärdiktatur. Der abtrünnige Lacebark-Agent Fourpetal ist nicht der, für den man ihn hält, und die Füchse werden durch das Glow in ihren Mägen immer klüger und menschlicher. Wer von einem Roman Tempo und intelligenten schwarzen Humor, die bewusstseinserweiternden Nachtgedanken eines polyphasisch schlafenden Drogen- und Partyhoppers, scharfe asiatische Kochrezepte und Metaphern mit Wow-Faktor ("Sex mit Hseng war so, als würde man von einem schmierigen Granatwerfer aus kurzer Entfernung mit zehntausend heißen Schweinefleischklößen bombardiert") erwartet, kommt in "Glow" auf seine Kosten.
Leser, die Wert auf psychologisch differenzierte Charaktere und erzählerische Logik legen, gehören nicht zur Zielgruppe. Das Flimmern und Rauschen der psychedelischen Diskurse ermüdet auf die Dauer. Beauman ist zweifellos ein hochtalentierter Autor; seine aus illegalen Sendern und Substanzen, Guerrilla-Bewegungen und kryptischen Werbeslogans gespeiste Phantasie erinnert an die paranoiden Wahnwelten eines Thomas Pynchon, David Foster Wallace oder Jonathan Lethem. Aber das Wunderkind ist noch ziemlich jung, und seine Stärken liegen nicht unbedingt im geduldigen nuancierten Erzählen. Beauman wirkt oft wie der durchgeknallte Klassenprimus, der mit seiner pubertären Highspeed-Poesie und seinen erstaunlichen Kenntnissen in Chemie, Pharmakologie und Neurobiologie Lehrer und Mitschüler verblüffen will. Hauptsache, es stinkt und kracht subversiv und erstaunlich; was sonst zum Verständnis des irren, wirren Plots nötig ist, wird in umständlichen Rückblenden und zusammenfassenden Erläuterungen nachgereicht.
"Glow", angemessen rasant übersetzt von Gerhard Henschel und Kathrin Passig, ist eine wilde Tour de Force durch die Abgründe des globalisierten Gefühlslebens zwischen Südlondon und Nordburma, Pakistan und Island, vielleicht sogar eine seriöse Untersuchung über die Dialektik von Mensch und Tier, biochemischer Natürlichkeit und künstlichen Paradiesen. Aber statt zu leuchten und zu brennen, verzischt "Glow" als schnelles, grelles Feuerwerk am Nachthimmel der Londoner Subkulturen.
MARTIN HALTER
Ned Beauman: "Glow". Roman.
Aus dem Englischen von Gerhard Henschel und Kathrin Passig. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2014. 320 S., geb., 22,- [Euro].
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