Zwischen Lebensdruck und unerfüllten Erwartungen
Jackie Thomaes Roman Glück hat mich sofort angesprochen, denn er thematisiert etwas, das mir selbst in meinem Leben gerade sehr präsent ist: der Druck, als Frau rechtzeitig Mutter zu werden, bevor die biologische Uhr abläuft. Das
kunstvolle Cover und der Klappentext versprachen eine tiefgründige Auseinandersetzung mit diesem Thema, und…mehrZwischen Lebensdruck und unerfüllten Erwartungen
Jackie Thomaes Roman Glück hat mich sofort angesprochen, denn er thematisiert etwas, das mir selbst in meinem Leben gerade sehr präsent ist: der Druck, als Frau rechtzeitig Mutter zu werden, bevor die biologische Uhr abläuft. Das kunstvolle Cover und der Klappentext versprachen eine tiefgründige Auseinandersetzung mit diesem Thema, und ich war gespannt auf eine Geschichte, die meine eigenen Gefühle und Erfahrungen vielleicht widerspiegelt.
Der Schreibstil von Thomae ist angenehm fließend, und ich fand es erfrischend, dass sie auf Anführungszeichen bei direkter Rede verzichtet hat. Das gibt dem Roman einen besonderen Ton, der gut zu den introspektiven Themen passt, die behandelt werden. Doch obwohl der Stil gut funktioniert, hatte ich Schwierigkeiten, eine echte Verbindung zu den beiden Hauptfiguren, MC und Anahita, aufzubauen. Sie blieben für mich seltsam distanziert und schwer fassbar. Anstatt mich in ihre Gefühlswelt hineingezogen zu fühlen, blieb ich oft außen vor. Das war besonders enttäuschend, da ich mir erhofft hatte, dass ihre Geschichten mich emotional stärker berühren würden.
Die Fixierung auf den unerfüllten Kinderwunsch zieht sich durch den ganzen Roman, was natürlich zum Thema passt, aber mit der Zeit auch etwas ermüdend wirkte. Es fehlt an Dynamik und Abwechslung, und ich hätte mir gewünscht, dass die Handlung sich nicht so oft im Kreis dreht. Besonders schade fand ich, dass der Plottwist, der dem Roman eigentlich eine überraschende Wendung geben sollte, für mich nicht die erhoffte Wirkung hatte. Er blieb hinter seinen Möglichkeiten zurück und konnte das Ruder nicht mehr herumreißen.
Ein weiterer Punkt, der mich gestört hat, war die Tatsache, dass weder MC noch Anahita ihre Sorgen und Gedanken mit anderen Frauen teilen. In solchen Lebensphasen sucht man doch normalerweise das Gespräch mit Freundinnen oder Vertrauten, um Rat und Unterstützung zu finden. Dass dies hier nicht passiert, fand ich wenig realistisch und es ließ die Figuren noch isolierter wirken.
Trotz dieser Kritikpunkte gab es auch positive Aspekte, die ich hervorheben möchte. Besonders die Nebenfiguren haben mir gut gefallen. Sie brachten frische Perspektiven in die Geschichte und machten das Lesen abwechslungsreicher. Sie hätten sogar noch mehr Raum einnehmen dürfen, da sie den Roman in meinen Augen bereichert haben.
Insgesamt ist Glück ein Roman, der wichtige gesellschaftliche Fragen aufwirft und zum Nachdenken anregt. Allerdings hätte er durch eine straffere Handlung, mehr emotionale Tiefe bei den Hauptfiguren und eine lebendigere Erzählweise deutlich stärker sein können. Für mich war es eine interessante, aber nicht ganz befriedigende Lektüre.