Willow ist ein Energiebündel, denkt immer positiv und interessiert sich für alles: Sie studiert das Verhalten von Fledermäusen, züchtet Zitrusfrüchte im Garten und begeistert sich für die Schönheit der Zahl 7. Ihr größter Wunsch ist es, gleichaltrige Freunde zu finden. Dafür lernt sie sogar Vietnamesisch. Doch dann verunglücken ihre Adoptiveltern bei einem Autounfall. Es ist wie ein Wunder, wie Willow mit ihrer Art zu denken – ihrer Hochbegabung – und ihrem ungebrochenen Charme ihre Welt zusammenhält. Dabei verändert sie das Leben aller, die sie trifft, und jeder Einzelne entdeckt, welche Kräfte in ihm stecken.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.09.2015Die 4 Klassen
der Seltsamen
Ein hochbegabtes Mädchen verändert
das Leben seiner Freunde
VON HILDE ELISABETH MENZEL
In den letzten Jahren kommt beim Leser von Jugendliteratur immer öfter der Verdacht auf, als bedienten sich amerikanische Autorinnen und Autoren aus einem von den Schreibschulen bestückten Baukasten, der mit Modethemen gefüllt ist. Es sind dies zur Zeit Autismus, tote Mütter oder Eltern, Homosexualität, Mobbing und Hochbegabung. Um letzteres geht es in Glück ist eine Gleichung mit 7 von Holly Goldberg Sloan. Und um es gleich vorauszuschicken: Willow, die zwölfjährige Heldin des Romans, erfüllt nicht das Muster der genialen, aber unglücklichen Einzelgängerin, um die es in den meisten dieser Titel geht. Ja, sie ist hochbegabt mit Geniepotenzial, und ihre Adoptiveltern sterben bei einem Unfall. Doch was die Autorin aus diesen „Bausteinen“ macht, hat eine ganz eigene Qualität jenseits aller Klischees.
Willow erzählt ihre Geschichte selbst, zwanghaft genau in einer Sprache, die zunächst irritiert, erscheint doch ihre intellektuelle Künstlichkeit einer Zwölfjährigen nicht angemessen. Doch im Laufe der Geschichte erweist sie sich als durchaus passend für dieses ganz besondere Mädchen, und Wieland Freund hat mit seiner Übersetzung die schwierige Balance zwischen intellektueller Distanz und ironischem Witz grandios gemeistert. Willows Geschichte beginnt mit dem Bericht über den Verlust ihrer Eltern. Um das Ausmaß dieser Katastrophe dem Leser verständlich zu machen, blickt Willow im zweiten Kapitel zurück und erzählt von ihren Adoptiveltern, die sie, „einen Menschen anderer Hautfarbe“, über die Maßen liebten, obwohl es sich herausstellte, dass Willow „anders im Sinne von seltsam“ ist. So hat sie mehrere Obsessionen. Da ist einmal die Zahl 7, und wenn sie nervös ist, rettet sie sich in Zahlenreihen, die mit 7 zu tun haben. Darüber hinaus liebt sie Primzahlen und interessiert sich leidenschaftlich für medizinische Befunde und Pflanzen.
Nun ist sie auf eine neue Schule gekommen, in der Hoffnung dort Freunde zu finden. Doch bei den Mitschülern ist sie sofort abgestempelt als „Nerd“ und, schlimmer noch, als „Freak“. Als sie einen Test frühzeitig fehlerfrei abliefert, vermutet die Lehrerin Betrug, und die Direktorin schickt Willow zu Dell Duke, der als Sozialarbeiter für schwierige Kinder zuständig ist.
Für seine „Fälle“ hat er sich ein System eingerichtet, die „4 Klassen der Seltsamen“: Außenseiter, Chaoten, Einsame Wölfe und Irre. Für Willow braucht er eine neue Kategorie: „Genie!“. Bei ihm lernt Willow die Geschwister Mai und Quang-ha kennen, deren Mutter Pattie aus Vietnam stammt und ihre Kinder alleine großzieht.
Mai ist dabei, als Willow vom Tod ihrer Eltern erfährt. Ohne Zögern bringt sie das Mädchen zu ihrer Mutter, die das völlig erstarrte Kind wie selbstverständlich bei sich aufnimmt. So bewahrt sie Willow vor dem Heim, denn ihre Eltern hatten keine näheren Verwandten oder Freunde. Der Kampf Patties gegen das Sozialamt, der nun folgt, enthält viele komische und herzbewegende Szenen, doch was den Roman einzigartig macht, ist die Entwicklung Willows während dieser Zeit. Statt in ihrer Trauer zu versinken, gelingt es diesem großherzigen Mädchen, dank seiner Intelligenz und seiner großen Empathie, die Menschen seiner Umgebung positiv zu verändern und in ihnen Kräfte zu wecken, von denen sie nichts wussten. (ab 13 Jahre)
Holly Goldberg Sloan: Glück ist eine Gleichung mit 7. Aus dem Englischen von Wieland Freund. Hanser 2015. 304 Seiten, 16,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
der Seltsamen
Ein hochbegabtes Mädchen verändert
das Leben seiner Freunde
VON HILDE ELISABETH MENZEL
In den letzten Jahren kommt beim Leser von Jugendliteratur immer öfter der Verdacht auf, als bedienten sich amerikanische Autorinnen und Autoren aus einem von den Schreibschulen bestückten Baukasten, der mit Modethemen gefüllt ist. Es sind dies zur Zeit Autismus, tote Mütter oder Eltern, Homosexualität, Mobbing und Hochbegabung. Um letzteres geht es in Glück ist eine Gleichung mit 7 von Holly Goldberg Sloan. Und um es gleich vorauszuschicken: Willow, die zwölfjährige Heldin des Romans, erfüllt nicht das Muster der genialen, aber unglücklichen Einzelgängerin, um die es in den meisten dieser Titel geht. Ja, sie ist hochbegabt mit Geniepotenzial, und ihre Adoptiveltern sterben bei einem Unfall. Doch was die Autorin aus diesen „Bausteinen“ macht, hat eine ganz eigene Qualität jenseits aller Klischees.
Willow erzählt ihre Geschichte selbst, zwanghaft genau in einer Sprache, die zunächst irritiert, erscheint doch ihre intellektuelle Künstlichkeit einer Zwölfjährigen nicht angemessen. Doch im Laufe der Geschichte erweist sie sich als durchaus passend für dieses ganz besondere Mädchen, und Wieland Freund hat mit seiner Übersetzung die schwierige Balance zwischen intellektueller Distanz und ironischem Witz grandios gemeistert. Willows Geschichte beginnt mit dem Bericht über den Verlust ihrer Eltern. Um das Ausmaß dieser Katastrophe dem Leser verständlich zu machen, blickt Willow im zweiten Kapitel zurück und erzählt von ihren Adoptiveltern, die sie, „einen Menschen anderer Hautfarbe“, über die Maßen liebten, obwohl es sich herausstellte, dass Willow „anders im Sinne von seltsam“ ist. So hat sie mehrere Obsessionen. Da ist einmal die Zahl 7, und wenn sie nervös ist, rettet sie sich in Zahlenreihen, die mit 7 zu tun haben. Darüber hinaus liebt sie Primzahlen und interessiert sich leidenschaftlich für medizinische Befunde und Pflanzen.
Nun ist sie auf eine neue Schule gekommen, in der Hoffnung dort Freunde zu finden. Doch bei den Mitschülern ist sie sofort abgestempelt als „Nerd“ und, schlimmer noch, als „Freak“. Als sie einen Test frühzeitig fehlerfrei abliefert, vermutet die Lehrerin Betrug, und die Direktorin schickt Willow zu Dell Duke, der als Sozialarbeiter für schwierige Kinder zuständig ist.
Für seine „Fälle“ hat er sich ein System eingerichtet, die „4 Klassen der Seltsamen“: Außenseiter, Chaoten, Einsame Wölfe und Irre. Für Willow braucht er eine neue Kategorie: „Genie!“. Bei ihm lernt Willow die Geschwister Mai und Quang-ha kennen, deren Mutter Pattie aus Vietnam stammt und ihre Kinder alleine großzieht.
Mai ist dabei, als Willow vom Tod ihrer Eltern erfährt. Ohne Zögern bringt sie das Mädchen zu ihrer Mutter, die das völlig erstarrte Kind wie selbstverständlich bei sich aufnimmt. So bewahrt sie Willow vor dem Heim, denn ihre Eltern hatten keine näheren Verwandten oder Freunde. Der Kampf Patties gegen das Sozialamt, der nun folgt, enthält viele komische und herzbewegende Szenen, doch was den Roman einzigartig macht, ist die Entwicklung Willows während dieser Zeit. Statt in ihrer Trauer zu versinken, gelingt es diesem großherzigen Mädchen, dank seiner Intelligenz und seiner großen Empathie, die Menschen seiner Umgebung positiv zu verändern und in ihnen Kräfte zu wecken, von denen sie nichts wussten. (ab 13 Jahre)
Holly Goldberg Sloan: Glück ist eine Gleichung mit 7. Aus dem Englischen von Wieland Freund. Hanser 2015. 304 Seiten, 16,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Hilde Elisabeth Menzel scheint erleichtert, dass die 12-jährige Heldin Willow nicht das oft bemühte Stereotyp des Mädchens mit Hochbegabung erfüllt: genial, aber einsam. Das Buch von Holly Goldberg Sloan habe stattdessen "eine ganz eigene Qualität jenseits aller Klischees", findet die Rezensentin, und gewinne einem Modethema der Jugendliteratur somit ganz neue Seiten ab. Dabei irritiere zunächst die zwanghaft genaue, für ein Kind geradezu künstliche Sprache Willows, die ihre Geschichte selbst erzählt. Aber letztlich sei diese Eigenart sehr passend, zumal der Übersetzer Wieland Freund in Menzels Augen "die schwierige Balance zwischen intellektueller Distanz und ironischem Witz" grandios meistere. Neben rührenden und lustigen Szenen sei es vor allem die besondere Entwicklung Willows in einer für sie sehr schwierigen Zeit, die den Roman für die Kritikerin "einzigartig" macht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Wie es sein könnte, wenn jeder nur ein bisschen über seinen Schatten spränge - diesen Traum spinnt die Autorin zur unterhaltsamen Seelennahrung gleich einem Stück Schokolade aus." Ulrich Karger, Der Tagesspiegel, 03.03.16
"Ein stimmiger Coming-of-Age-Roman." Stephanie Jaeckel, Neue Zürcher Zeitung, 02.12.15
"Holly Goldberg Sloan inszeniert, wie soziale Intelligenz Leben wandelt. Staunend liest man mit wie verschiedene Menschen aus fast ausweglosen Situationen herausfinden, indem sie über sich hinauswachsen und im Zusammenleben glücklich werden. Das stärkt, sogar beim Lesen." Ina Nefzer, Tages-Anzeiger, 05.11.15
"Holly Goldberg Sloan gestaltet - ganz im Stil ihrer Heldin - die Handlung so, dass sich Schräges und Anrührendes die Waage halten. Man fühlt sich laufend bestätigt, dass man Willows Eigensinn und Kraft vertraut, und ist doch immer wieder überrascht, wenn die Umtriebige noch eins draufgibt. Dass das auch auf Deutsch funktioniert, verdanken wir der Sprachkunst von Wieland Freund. Seine Übertragung wahrt Ironie und Direktheit. Wer je Jugendlichen erklären möchte, was Resilienz kann - vergnüglicher und nachhaltiger als mit diesem Roman geht es nicht." Hans ten Doornkaat, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 15.11.15
"'Glück ist eine Gleichung mit 7' erzählt die berührende Entwicklungsgeschichte eines Außenseiters. ... Ein traurig-komischer, mitreißender Roman." Eva-Christina Meier, Tageszeitung am Wochenende, 26.09.15
"Statt in ihrer Trauer zu versinken, gelingt es diesem großherzigen Mädchen, dank seiner Intelligenz und seiner großen Empathie, die Menschen seiner Umgebung positiv zu verändern und in ihnen Kräfte zu wecken, von denen sie nichts wussten." Hilde Elisabeth Menzel, Süddeutsche Zeitung, 18.09.15
"Die außergewöhnliche Heldin lässt uns die Bedeutung von Familie und wahrer Freundschaft spüren." Empfohlen von 20 Juroren im Auftrag des Deutschlandfunks Köln, Schweizer Familie, 03.09.15
"Eine wunderbar nachdenkliche und zugleich witzige Geschichte." Verena Specks-Ludwig, WDR5, Scala Kulturmagazin, 18.08.15
"Ein Wunder, wie Willow mit ihrer Art zu denken un ihrem ungebrochenen Charme ihre Welt zusammenhält. - Die außergewöhnliche Heldin lässt uns in diesem Roman die Bedeutung von Familie und wahrer Freundschaft spüren." Hajo Steinert/Ute Wegmann, Deutschlandfunk Büchermarkt, 01.08.15
"Ein stimmiger Coming-of-Age-Roman." Stephanie Jaeckel, Neue Zürcher Zeitung, 02.12.15
"Holly Goldberg Sloan inszeniert, wie soziale Intelligenz Leben wandelt. Staunend liest man mit wie verschiedene Menschen aus fast ausweglosen Situationen herausfinden, indem sie über sich hinauswachsen und im Zusammenleben glücklich werden. Das stärkt, sogar beim Lesen." Ina Nefzer, Tages-Anzeiger, 05.11.15
"Holly Goldberg Sloan gestaltet - ganz im Stil ihrer Heldin - die Handlung so, dass sich Schräges und Anrührendes die Waage halten. Man fühlt sich laufend bestätigt, dass man Willows Eigensinn und Kraft vertraut, und ist doch immer wieder überrascht, wenn die Umtriebige noch eins draufgibt. Dass das auch auf Deutsch funktioniert, verdanken wir der Sprachkunst von Wieland Freund. Seine Übertragung wahrt Ironie und Direktheit. Wer je Jugendlichen erklären möchte, was Resilienz kann - vergnüglicher und nachhaltiger als mit diesem Roman geht es nicht." Hans ten Doornkaat, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 15.11.15
"'Glück ist eine Gleichung mit 7' erzählt die berührende Entwicklungsgeschichte eines Außenseiters. ... Ein traurig-komischer, mitreißender Roman." Eva-Christina Meier, Tageszeitung am Wochenende, 26.09.15
"Statt in ihrer Trauer zu versinken, gelingt es diesem großherzigen Mädchen, dank seiner Intelligenz und seiner großen Empathie, die Menschen seiner Umgebung positiv zu verändern und in ihnen Kräfte zu wecken, von denen sie nichts wussten." Hilde Elisabeth Menzel, Süddeutsche Zeitung, 18.09.15
"Die außergewöhnliche Heldin lässt uns die Bedeutung von Familie und wahrer Freundschaft spüren." Empfohlen von 20 Juroren im Auftrag des Deutschlandfunks Köln, Schweizer Familie, 03.09.15
"Eine wunderbar nachdenkliche und zugleich witzige Geschichte." Verena Specks-Ludwig, WDR5, Scala Kulturmagazin, 18.08.15
"Ein Wunder, wie Willow mit ihrer Art zu denken un ihrem ungebrochenen Charme ihre Welt zusammenhält. - Die außergewöhnliche Heldin lässt uns in diesem Roman die Bedeutung von Familie und wahrer Freundschaft spüren." Hajo Steinert/Ute Wegmann, Deutschlandfunk Büchermarkt, 01.08.15