Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Münster (Germanistisches Institut - Abteilung Neuere deutsche Literatur), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Grund- oder Ausgangsfrage, auf der diese Arbeit aufbaut, lautet: In welcher Relation und auf welche Weise wird Glück oder Unglück in den Kinder- und Hausmärchen ausgedrückt und vom Rezipienten wahrgenommen? Auf der Basis dieser Kernfrage lassen sich sechs Thesen für die Untersuchung formulieren, die es zu belegen oder widerlegen gilt: These 1: Die Kinder- und Hausmärchen besitzen überwiegend gute Ausgänge und weisen bezüglich dieser eindeutig bevorzugte Themen auf. These 2: Es existiert eine Symbiose und Wechselwirkung von Glück und Unglück: sie bedingen sich gegenseitig. These 3: Es gibt konkrete Motive und Symbole, die den Handlungsablauf, auch im Hinblick auf ein gutes oder schlechtes Ende, einer Geschichte beeinflussen oder bestimmen. These 4: Die Grimmschen Volksmärchen leben von der Kontrastierung, vergleichbar mit der Antithetik in der Lyrik des Barock. In der Dialektik von Gut und Böse, Tugend und Laster oder auch Diesseits und Jenseits besteht die Spannung der Erzählungen. Durch diese Gegensätzlichkeiten werden eine Moral und Werte vermittelt, die zugleich eine Glücksphilosophie bilden. These 5: Die Glücks- und Wertevermittlung stimmt mit den bürgerlichen Idealen der Entstehungszeit der Sammlung überein. These 6: Die Glücks- und Wertevermittlung stimmt mit dem heutigen Verständnis von dem, was im Leben (un-)wichtig ist und (un-)glücklich macht, überein. Dies erklärt zugleich, warum der Bekanntheitsgrad der Märchen nach fast 200 Jahren immer noch erhalten geblieben ist. Eine typologische Einteilung von Märchen kann unter Berücksichtigung unterschiedlichster Kriterien (z. B. formal, stofflich, thematisch, funktional oder nach Herkunft) zustande kommen, so dass bis heute keine allgemeingültige Einteilung existiert. Für diese Untersuchung wird primär zwischen drei bekannten Gattungshaupttypen differenziert: dem klassischen Zaubermärchen, oft auch als ‚eigentliches’ Märchen bezeichnet, dem Schwank und dem Schwankmärchen. Innerhalb der Analyse wird immer auch hinsichtlich dieser drei Typen ein möglicher Unterschied in ihrer Darstellung von Glück und Unglück berücksichtigt.