Die europäische Moderne hat den Mensch erst der Erde, nun der menschlichen Gesellschaft entfremdet; aus Ernte ist Produktion, aus Beziehung Kommunikation geworden. Wo immer ausgetüfteltere Geräte das Leben erleichtern sollten, sind die westlichen Gesellschaften von ihnen abhängig geworden. Der Mensch, versklavt von Technik, Finanzmarkt und Konsum, ist verletzlich und unfrei wie nie. In seiner grundlegenden Kritik der Moderne enttarnt Pierre Rabhi deren Verlockungen als Blendwerk. Die neue Unermesslichkeit der überfordernden Informationsgesellschaft, die Prämissen des zwanghaften Fortschritts und des »Immer mehr«, sowie die Glücksverheißungen des Konsums bedeuten nicht die Befreiung des Menschen, sondern dessen schleichende Unterjochung. In »Glückliche Genügsamkeit« propagiert Rabhi das rebellische Prinzip der Mäßigung, die gegen die Überflussgesellschaft protestiert und den Menschen ihrem Klammergriff entreißt. Seine engagierte Streitschrift entwirft eine Utopie der Rückkehr zur Trias aus Natur, Mensch und Gemeinschaft und fordert auf zur mündigen Selbstbefreiung.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Kritiker des kapitalistischen Wachstumsparadigmas müssen nicht fortschritts- und technikfeindlich oder hochtrabend utopisch argumentieren, weiß Elisabeth von Thadden, die mehrere Bücher bespricht, die einen erfrischend unaufgeregten Weg der politischen Opposition beschreiten, wie die Rezensentin verspricht. Pierre Rabhi zum Beispiel, ein sechsundsiebzigjähriger Bauer, der sich mit Krediten ein Stück Land in der französischen Ardèche gekauft hat und es unter bescheidensten Bedingungen aber sehr glücklich bewirtschaftet, ist in Frankreich längst zur Kultfigur geworden, berichtet die Rezensentin. In seinem Buch "Glückliche Genügsamkeit" bricht er eine Lanze für das Leben als Kleinbauer, das in seiner Einfachheit immerhin Selbstbestimmung, Ruhe und Zeit mit sich bringe, fasst von Thadden zusammen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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