Ein ganz spezieller Bereich des Schaffens Erich Kästners und Kurt Tucholskys ist Gegenstand dieses Buches - die Liebeslyrik. Dabei tritt Überraschendes zu Tage: Der als Aufklärer und Moralist gehandelte Erich Kästner, dessen Anspruch es war, seinen Zeitgenossen literarisch „einen Spiegel“ vorzuhalten, entpuppt sich, was seine Vorstellung vom Umgang der Geschlechter anbelangt, als eine Persönlichkeit, die selbst in tradierten Wert- und Normvorstellungen gefangen ist. Der als Warner und hellsichtiger Analytiker der politischen Entwicklung sehr populär gewordene Schriftsteller Kurt Tucholsky ist als Verfasser von Liebeslyrik heute kaum bekannt. Einige dieser Texte waren zwar – ähnlich wie viele Gedichte Kästners – in der Weimarer Republik als Lieder fürs Kabarett einem größerem Publikum bekannt, insgesamt aber hat seine Liebeslyrik bislang leider wenig Beachtung gefunden.