Allgäu. Im Oytal wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Lydia Weber wurde erwürgt. Hauptkommissar Alois Bachhuber und seine Kollegin Maria Sonnlaitner nehmen die Ermittlungen auf und stoßen bei ihren Nachforschungen auf eine Glaubensgemeinschaft, deren Leiter die Gemeindemitglieder mit einem
despotischen Führungsstil und Prophezeiungen vom Weltuntergang in die Ecke drängt…
Jürgen Mette…mehrAllgäu. Im Oytal wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Lydia Weber wurde erwürgt. Hauptkommissar Alois Bachhuber und seine Kollegin Maria Sonnlaitner nehmen die Ermittlungen auf und stoßen bei ihren Nachforschungen auf eine Glaubensgemeinschaft, deren Leiter die Gemeindemitglieder mit einem despotischen Führungsstil und Prophezeiungen vom Weltuntergang in die Ecke drängt…
Jürgen Mette schickt in seinem Kriminalroman „Gnadenzeit“ einen sehr sympathischen Kommissar ins Rennen – Alois Bachhuber wirkt so normal und ausgeglichen; ein Mann, der mit sich und seinem Umfeld rundum zufrieden ist. Immer wenn Bachhuber die Bühne betritt, schwingt in den Formulierungen eine Prise Humor mit – das hat mir sehr gut gefallen.
Der eigentliche Kriminalfall kommt für meinen Geschmack etwas zu kurz. Die Aufklärung des Mordes an Lydia Weber war nicht so spannend, wie ich erwartet habe. Die Spurensuche verläuft ruhig, Bachhuber und seine Kollegen leisten solide, aber wenig spektakuläre Ermittlungsarbeit.
Dafür haben mich die Hintergründe, die zu dem Mord an Lydia geführt haben, umso mehr in den Bann der Geschichte gezogen. Jürgen Mette ermöglicht dem Leser Einblicke in eine sektenartige Gemeinschaft, deren Mitglieder isoliert und manipuliert werden. Der Autor erläutert die Entstehung einer solchen fanatischen Glaubensgemeinschaft und schildert, wie nachhaltig die Angehörigen durch die Machenschaften geprägt werden, so dass sie auch nach ihrem Ausstieg noch lange darunter zu leiden haben.
In einem Rückblick lässt Jürgen Mette das spätere Mordopfer ausführlich berichten, wie es ihr in dieser Glaubensgemeinschaft ergangen ist. Auch nachdem Lydia der Gemeinde den Rücken gekehrt hatte, fühlte sie sich beschädigt und belastet.
Die Handlungsorte werden von Jürgen Mette sehr detailliert beschrieben, so dass man sich ein gutes Bild von den Schauplätzen machen kann. Die Dialoge sind zum Teil in Mundart geschrieben und verleihen der Geschichte damit eine Extraportion Authentizität.
Die Handlung nimmt zum Schluss einen Verlauf an, mit dem ich so nicht gerechnet habe. Überraschend und erstaunlich.
Die Beteiligten machen sich auf in ein neues Leben - einige lösen sich vom christlichen Glauben, andere finden einen neuen Weg zu Gott.
Auch wenn es mir im Krimiteil etwas an Spannung gefehlt hat, hat mir „Gnadenzeit“ sehr gut gefallen. Die Einblicke in die durch ein engstirniges Bibelverständnis geknechtete Gemeinschaft sind sehr interessant.