Als Thomas Mann beim Schreiben über die beiden literarischen Denkmäler Goethe und Tolstoi klagte: »Das Bedürfnis und die Gewohnheit, mich ganz zu geben, ... lassen mich viel zu sehr ausladen.«, hatte er unwissentlich schon in Worte gefasst, worum es ihm bei dieser Arbeit eigentlich ging: um eine Auseinandersetzung mit den Voraussetzungen und Koordinaten des eigenen Schaffens. Was für ihn selbst galt, attestierte er auch den beiden von ihm verehrten Schriftstellerkollegen: Ihr gesamtes Werk habe Bekenntnischarakter, der Antrieb ihrer literarischen Produktion sei die Liebe zu sich selbst - genauer noch die »Ehrfurcht vor sich selbst«, vor der eigenen Erwähltheit. Die große Essayfassung dieses Textes von 1925 (sie erschien in Thomas Manns Essayband >Bemühungen<) ist eine Weiterentwicklung des Vortrags mit gleichlautendem Titel von 1921 und ist noch um eine bild- und facettenreiche, wenn auch etwas konstruierte Gegenüberstellung ergänzt: Goethe und Tolstoi repräsentieren die »Ruhe, Bescheidenheit, Wahrheit und Kraft der Natur«, Schiller und Dostoevskij dagegen die »groteske, fieberhafte und diktatorische Kühnheit des Geistes«.
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