Studienarbeit aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Germanistik, Note: 1,0, Universität Potsdam (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Der frühe und der mittlere Goethe, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, einen Teil von Goethes Erzählstrategie zu dekonstruieren, um diese als mögliche Gründe für die Vielzahl an Deutungen von Märchen herauszustellen. Dabei wird der Text sowohl im Kontext der Unterhaltungen als auch alleinstehend für sich betrachtet sowie lediglich exemplarische Textstellen herangezogen, weshalb kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben und von einer grundsätzlichen Erweiterbarkeit ausgegangen werden kann. Der Frage nach dem Wahrheitsgehalt einer Geschichte umtreibt nicht nur Zuschauer der Fernsehserie „X-Faktor – Das Unfassbare“, in welcher diverse wundersame Geschehnisse präsentiert werden, deren Wahrheitsgehalt bei der Rezeption zu klären sind. Auch Johann Wolfgang von Goethes Märchen als Teil des Novellenzyklus Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795) erzeugte insbesondere beim zeitgenössischen Publikum das Bedürfnis, die wundersamen Geschehnisse der Erzählung auf vielfältige Art zu deuten. Anders als bei X-Faktor und im Vergleich zu den übrigen 6 Erzählungen der Unterhaltungen wird dabei jedoch keineswegs deren Wahrheitsgehalt infrage gestellt. Im Zentrum der Deutungen steht vielmehr die Frage nach potentiellen Verbindungen zwischen dem fiktiven Märchen und der nicht-fiktiven Welt, d.h. der Symbolik von Figuren & Handlung. Beck beschreibt das Märchen als „poetisches Rätsel“ oder gar „von Goethe veranstaltete[s] Ratespiel“ und macht damit deutlich, dass dieser womöglich eine Erzählstrategie verfolgte und dem Text somit Merkmale verlieh, die Rezipienten zur Lösung dieses Rätsels‘ anregen.