Die Fallstudie ist ein Beitrag zu der noch jungen Paratextforschung und erprobt ihre Fruchtbarkeit, indem sie Goethes lyrisches uvre im Hinblick auf seine Titelgebung neu erschließt: mit dem Ergebnis, daß Goethe die poetischen Möglichkeiten, die die schriftliche Realisation seiner Lyrik bietet, mannigfaltig nutzt, dabei aber den mündlichen Charakter vieler seiner Gedichte nicht verdeckt. Dieser Sachverhalt wird aus literatur-, kultur- und mentalitätsgeschichtlicher Sicht erklärt.
Burkhard Moennighoff sichtet Goethes Gedichttitel nach Maßgabe von Voraussetzungen, die in einem gemischt deduktiv-induktiven Vorgehen gewonnen werden. Die Beschreibung von Goethes Titelkunst orientiert sich am Leitfaden der Entwicklungsgeschichte seiner Lyrik (unter Berücksichtigung der Goethischen Gedichtsammlungen), beginnend mit den Gedichten des Knaben und endend mit den Alterslyrica. Es wird dabei gezeigt, daß sich die geschriebene Lyrik Goethes sowohl an ein lesendes als auch an ein hörendes Publikum richtet.
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