Natürlich ist der Titel »Goethes letzte Reise« mehrdeutig: die reale Fahrt mit seinen beiden Enkeln nach Ilmenau im August 1831, letzte Gedankenreisen und auch die Reise in den Tod am 22.3.1832 werden beschrieben. Immer nah an den Quellen erfährt man Wissenswertes (auch manches Uninteressante) über
die äußeren Ereignisse und die innere Gedankenwelt Goethes anhand seiner Briefe und…mehrNatürlich ist der Titel »Goethes letzte Reise« mehrdeutig: die reale Fahrt mit seinen beiden Enkeln nach Ilmenau im August 1831, letzte Gedankenreisen und auch die Reise in den Tod am 22.3.1832 werden beschrieben. Immer nah an den Quellen erfährt man Wissenswertes (auch manches Uninteressante) über die äußeren Ereignisse und die innere Gedankenwelt Goethes anhand seiner Briefe und Tagebuchaufzeichnungen, aber auch aus Erzählungen von Zeitzeugen, welche die Autorin akribisch ausgewertet hat. Die 350 Seiten enthalten viele Abschweifungen (Streit der Vulkanisten gegen Neptunisten), überflüssige Einsprengsel (wer das Gedicht "Über allen Wipfeln ist Ruh'" verballhornte) und Rückblicke, welche die eigentliche Darstellung unnötig verzögern. Gestört und ermüdet haben mich die vielen suggestiven Fragesätze, welche die Zitate auflockern sollen, aber den Text unnötig aufblähen: (z.B. "Goethes junge Mitreisende, die Kinder seines Sohnes, sind sie ihm auch ein Bindeglied zwischen Vergangenheit und einer ihm durch sein hohes Alter verschlossenen Zukunft? Ist ihre heitere Gegenwart die Brücke, über die er gehen und den gegenwärtigen Augenblick genießen kann?" (171))
Hätte sich Damm das mit wenigen präzisen Strichen aufscheinende Portrait Goethes von Wharhol auf dem Buchcover zum Vorbild genommen, dann wäre statt eines ausufernden Gemäldes wohl eine klarer konturierte und spannendere Zeichnung der letzten Lebenswochen Goethes entstanden.