Heinrich Missalla (geb. 1926) beleuchtet in seiner Pionierstudie "Gott mit uns" den ersten Abgrund kirchlicher Kriegsassistenz im 20. Jahrhundert. Das erschlossene Material zur deutschen katholischen Kriegspredigt 1914-1918 kann in vielen Fällen nur als Blasphemie bezeichnet werden. "Gott mit uns" lautete der Wahlspruch der preußischen Könige und des Kaiserreiches. "Gott mit uns" stand auch auf den Koppelschlössern der deutschen Soldaten, die zum Töten und Sterben in den Krieg geschickt wurden. "Gott mit uns" predigten schließlich Bischöfe, Weltpriester und Ordensgeistliche, die den Krieg als einen Weg der Erneuerung und als "heiligen Krieg" anpriesen. Unter welchen Voraussetzungen konnte die katholische Kirche zum Werkzeug des staatlichen Kriegsapparates werden? Missalla sorgt in seiner Untersuchung von 1968 für Aufklärung: "Nationalistische Blickverengung, Blindheit für die Inanspruchnahme durch die Macht des Staates und ein auch heute noch naturhaftes, ungeschichtliches Denken sind die Ursachen für eine kritiklose Identifikation mit der jeweiligen politischen Wirklichkeit." (Umschlag der Erstausgabe) Demgegenüber ergibt sich für den Autor aus dem Glauben notwendig eine gesellschaftskritische Funktion der Kirche. Im Anhang der von pax christi vorgelegten Neuedition wird deutlich, dass er dieser Überzeugung in einem langen Leben bis heute treu geblieben ist.
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