Gottes- oder Menschenwahn? Im zweiten Band "Evangelium: Historischer Anspruch und heutige Wirklichkeit" zieht der Autor die notwendigen Schlussfolgerungen aus den im Band 1 aufgezeigten Irrtümern von Kirche und Lehre Ausgehend von der längst überfälligen Entrümpelung des Traditionskellers und der Entleerung der Dogmenschränke kirchensystemischer Apologetik sucht Rudolf Stiegelmeyr den wahren christlichen Ansatz, von dem aus die Einheitsvielfalt im Geiste des Ursprungs alleine gelingen kann. Dies setzt allerdings eine vollständige Umkehr des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Denkens und Handelns voraus, ohne welche die Rückkehr zu den Vorgaben des Evangeliums und damit zu Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit nicht möglich sein wird. Auch und gerade für Kirche bedeutet diese Umkehr einen dramatischen Anspruch an ihre großteils verspielte Glaub- und Vertrauenswürdigkeit, ohne deren Rückgewinnung Kirche im Sumpf zeitgeistiger Strömungen versinken oder sich zu einer mehr oder minder esoterischen Nischeninstitution für weltferne Nörgler wandeln wird. Für Kirche kann es nur um eine umfassende Wahrhaftigmachung ihres Glaubensanspruchs aber auch ihrer Glaubensinhalte gehen, einer Renaissance des kirchenamtlich zurecht gebogenen Evangeliums, um die zeitgeistige Ungerechtigkeit und Wahrheitslosigkeit als größtmögliche Gottferne zu entlarven und für eine grundsätzliche und substanzielle Umkehr in Kirche wie in Gesellschaft zu werben. Spätestens hier wird der Leser merken: es bleibt nicht mehr viel Zeit.
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