Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,7, Friedrich-Schiller-Universität Jena (INstitut für Germanistische Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Tristanstoffe, Sprache: Deutsch, Abstract: Gottfrieds von Strassburg Versroman 'Tristan' ist wohl unbestritten eines der bedeutendsten Werke der mittelalterlichen Dichtung. Indirekte Hinweise auf Gottfrieds Vorlage von Thomas, die um 1155 bis ca. 1190 datiert wird, lassen uns den 'Tristan' zwischen 1200 und 1220 einordnen1. Die vorliegende Hausarbeit wird sich mit Gottfrieds Auftreten als literarisches Ich2 in seinem Versroman beschäftigen. Dabei werde ich untersuchen, welche Funktionen Gottfrieds Erzählerkommentare erfüllen und inwieweit ein Zusammenhang zwischen den größeren Kommentaren als literarisches Ich und dem Handlungsgefüge besteht. Um die Hausarbeit in einem vernünftigen Rahmen zu halten, werde ich mich bei der Beschäftigung mit dem Originaltext an jene Stellen halten, an denen das literarische Ich auch explizit in Form von "ich" oder auch "mich" bzw. in Abwandlungen von "wir" vorkommt (letztere Stellen sind noch einmal gesondert zu betrachten), wohlwissend, dass zu einer ausführlichen Erzählerbetrachtung auch rhetorische Fragen, Gedankenreferate u.ä. gehören. Ich halte die Stellen, an denen der Erzähler/Autor explizit als "Ich" auftritt für die, die am eindrucksvollsten den Einfluss des Autors auf ein Publikum bezeugen und großen Anteil an der Rezeption des Textes haben, vor allem eingedenk dessen, dass sie "allgemein bei den mittelhochdeutschen Epikern sehr viel häufiger als in ihren altfranzösischen Vorlagen [vorkommen], wie wir auch im Vergleich von Thomas und Gottfried gesehen haben, und in den meisten Fällen ihr Eigentum"3 sind. Gottfrieds vielinterpretierte Exkurse im 'Tristan' werde ich im Rahmen des oben genannten Ansatzes behandeln und dabei auch auf ihre Stellung innerhalb des Romans eingehen. 1 Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begr. von Wolfgang Stammler fortgef. von Karl Langosch. Hg. v. Kurt Ruh zusammen mit Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger, Franz – Josef Worstbrock. Bd. 3. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Berlin, New York: De Gruyter 1981. S. 160 2 Ich verwende diesen Begriff um der Erzähler-Autor-Problematik und der Zuordnung des Ichs zu einem der beiden aus dem Wege zu gehen. 3 Clausen, Ilse: Der Erzähler in Gottfrieds Tristan. Phil. Diss. masch. Kiel: Dissertationsdruck Schön 1970, S. 204