Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Tangermünde brennt! Die materielle Gier und die Arroganz ihrer Verwandten, mehr aber noch der »Trotz ihres eigenen Herzens« haben Grete Minde zur Brandstifterin und Amokläuferin gemacht. Die beklemmende Schilderung eines psychisch instabilen Menschen, der um seine Identität und Würde kämpft, unter extremem Druck die seelische Balance verliert und seinem Wunsch nach Rache, Zerstörung und eigenem Untergang keinen Widerstand mehr entgegensetzen kann.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2009Die Brandstifterin
Natürlich kann man sich über seine Nachbarn ärgern, über gemeine Verdächtigungen oder betrügerische Machenschaften von Verwandten, die einen vielleicht sogar ums Erbe bringen - aber muss man deshalb gleich die ganze Stadt anzünden? "Grete Minde" ist einer von Fontanes kleineren Romanen, gleichzeitig einer, der im Zentrum seines Werks steht, wenn man den Autor hinsichtlich der Spuren betrachtet, die bestimmte Orte in seinen Texten hinterlassen haben. Denn Tangermünde, jene schmucke Stadt an der Elbe, in der das Buch spielt, steht ja noch, und ihr Kern trägt noch weitgehend das Gesicht, das er schon zu Fontanes Zeiten besaß. Das aber verdankt sie dem Wiederaufbau nach dem großen Brand, und schon deshalb enden Streifzüge durch Tangermünde auf der Suche nach der unglücklichen Zerstörerin nicht selten in einer Aporie. Inzwischen sind auch Fontanes Quellen ediert (und vorzüglich etwa im entsprechenden Band der neuen Fontane-Ausgabe des Aufbau-Verlags ausgewertet), die ein anderes Bild von Grete Minde zeichnen - die Wahnsinnige, die ein unschuldiges Kind auf dem brennenden Kirchturm festhält, bis der vor den Augen des entsetzten Vaters einstürzt, sucht man dort jedenfalls vergebens. (Theodor Fontane: "Grete Minde. Unterm Birnbaum." Erzählungen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2009. 240 S., br., 7,- [Euro].) spre
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Natürlich kann man sich über seine Nachbarn ärgern, über gemeine Verdächtigungen oder betrügerische Machenschaften von Verwandten, die einen vielleicht sogar ums Erbe bringen - aber muss man deshalb gleich die ganze Stadt anzünden? "Grete Minde" ist einer von Fontanes kleineren Romanen, gleichzeitig einer, der im Zentrum seines Werks steht, wenn man den Autor hinsichtlich der Spuren betrachtet, die bestimmte Orte in seinen Texten hinterlassen haben. Denn Tangermünde, jene schmucke Stadt an der Elbe, in der das Buch spielt, steht ja noch, und ihr Kern trägt noch weitgehend das Gesicht, das er schon zu Fontanes Zeiten besaß. Das aber verdankt sie dem Wiederaufbau nach dem großen Brand, und schon deshalb enden Streifzüge durch Tangermünde auf der Suche nach der unglücklichen Zerstörerin nicht selten in einer Aporie. Inzwischen sind auch Fontanes Quellen ediert (und vorzüglich etwa im entsprechenden Band der neuen Fontane-Ausgabe des Aufbau-Verlags ausgewertet), die ein anderes Bild von Grete Minde zeichnen - die Wahnsinnige, die ein unschuldiges Kind auf dem brennenden Kirchturm festhält, bis der vor den Augen des entsetzten Vaters einstürzt, sucht man dort jedenfalls vergebens. (Theodor Fontane: "Grete Minde. Unterm Birnbaum." Erzählungen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2009. 240 S., br., 7,- [Euro].) spre
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main