Was haben uns Heilige heute noch zu sagen? Jenseits aller religiösen Verbrämung versucht der reformierte Theologe auf diese Frage eine Antwort zu finden. Anhand von elf großen Heiligen zeigt er, wie auch sie mit dunklen Mächten in sich zu kämpfen hatten. Und wie sie dennoch zu Leitbildern und Ausnahmemenschen wurden.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.03.2006An der Kleinheit wachsen
Erdung des Ideals: Walter Niggs Porträtsammlung „Große Heilige” ist wieder da
Warum dir? Warum dir? Warum dir?” fragte, so will es die Legende, den Heiligen Franz von Assisi einmal ein Ordensbruder. „Du bist kein schöner Mann; du bist nicht sehr gelehrt, du bist nicht edel. Was ist es denn, daß alle Welt Dir nachläuft?” Erzählend, aber nüchtern, gelehrt im besten Sinne, nähert sich der 1988 gestorbene evangelische Theologe und Kirchengeschichtler Walter Nigg in seinem Franziskus-Porträt einer Antwort auf diese Frage. Dass dabei - genauso wenig wie in den Aufsätzen zu zehn weiteren christlichen Heiligen von Jeanne dArc bis zu Franz von Sales - keine schlichte Legendenparaphrase oder Moraltheologie betrieben, sondern sehr anschaulich ein Stück überkonfessionelle Kultur- und Sozialgeschichte geschrieben wird, hat einen einfachen Grund: Das Unheilige der Heiligen gerät nie aus dem Blick.
Fern jeder Glorifizierung geht es Nigg in seinem 1947 erstmals erschienenen und jetzt neu aufgelegten Buch darum, an berühmte Heilige des Christentums nicht als Ideale sittlicher Reinheit zu erinnern, sondern als Menschen ihrer Zeit. Als Menschen, denen es zwar gelang, über ihre Fehler, die „menschliche Kleinheit”, hinaus zu kommen - die dafür aber auch ein ganzes Leben benötigten.
Jens-Christian Rabe
Walter Nigg
Große Heilige
Diogenes Verlag, Zürich 2006. 537 Seiten, 12,90 Euro.
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Erdung des Ideals: Walter Niggs Porträtsammlung „Große Heilige” ist wieder da
Warum dir? Warum dir? Warum dir?” fragte, so will es die Legende, den Heiligen Franz von Assisi einmal ein Ordensbruder. „Du bist kein schöner Mann; du bist nicht sehr gelehrt, du bist nicht edel. Was ist es denn, daß alle Welt Dir nachläuft?” Erzählend, aber nüchtern, gelehrt im besten Sinne, nähert sich der 1988 gestorbene evangelische Theologe und Kirchengeschichtler Walter Nigg in seinem Franziskus-Porträt einer Antwort auf diese Frage. Dass dabei - genauso wenig wie in den Aufsätzen zu zehn weiteren christlichen Heiligen von Jeanne dArc bis zu Franz von Sales - keine schlichte Legendenparaphrase oder Moraltheologie betrieben, sondern sehr anschaulich ein Stück überkonfessionelle Kultur- und Sozialgeschichte geschrieben wird, hat einen einfachen Grund: Das Unheilige der Heiligen gerät nie aus dem Blick.
Fern jeder Glorifizierung geht es Nigg in seinem 1947 erstmals erschienenen und jetzt neu aufgelegten Buch darum, an berühmte Heilige des Christentums nicht als Ideale sittlicher Reinheit zu erinnern, sondern als Menschen ihrer Zeit. Als Menschen, denen es zwar gelang, über ihre Fehler, die „menschliche Kleinheit”, hinaus zu kommen - die dafür aber auch ein ganzes Leben benötigten.
Jens-Christian Rabe
Walter Nigg
Große Heilige
Diogenes Verlag, Zürich 2006. 537 Seiten, 12,90 Euro.
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»Mittels brillant geschriebener, von ökumenischem Geist geprägter Bücher führt Nigg nach und nach das ganze Spektrum christlicher Existenzmöglichkeiten vor Augen.« Charles Linsmayer / Literatur Lexikon (Hg. Walther Killy) Literatur Lexikon (Hg. Walther Killy)