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In Feuerland geht die Reise los - in Richtung Süden. Erik Orsenna und Isabelle Autissier stechen in See, umrunden Kap Hoorn, queren die Drake-Passage, segeln vorbei an den Südlichen Shetland-Inseln und dann entlang der Antarktischen Halbinsel. Ihr Buch ist gleichermaßen Reisenacherzählung, Schilderung der Historie und Plädoyer für einen antarktischen Vielvölkerfrieden, an dem sich die Welt ein Beispiel nehmen möge. Spielerisch verbinden die beiden Autoren dabei die eigenen Reise-Etappen mit den Wegmarken solcher Polarpioniere wie Shackleton, Charcot und Nordenskjöld. So, wie die Naturgewalten schon vor mehr als hundert Jahren die Pläne der Forscher immer wieder durcheinandergewirbelt haben, hindern sie auch Orsenna und Autissier daran, das ausgelobte Reiseziel zu erreichen: Marguerite Bay, den südlichsten Punkt, zu dem ein Segelboot bisher vorgedrungen ist. Poetisch lebendig wird diese Welt aus vergletschertem Weiß durch die wohltuend häufig angeführten Tagebucheinträge, die die umfassende Darstellung der Region um eine subjektive Dimension erweitern - etwa wenn die Ruhe ausstrahlende Erhabenheit vorbeischwimmender Eisberge zur Bedrohung für die plötzlich so kleine Segelyacht wird. Oder wenn der die antarktische Weite erfassende Blick über die Reling mit der betrübenden Enge unter Deck konfrontiert wird. Um Letztere zu ertragen, haben sich die beiden eigene Rituale erdacht: Orsenna zum Beispiel, wenn er sich in seiner Kajüte zwischen Tisch und Stuhl so einklemmt, dass ihn auch starker Wellengang nicht am Tagebuchschreiben zu hindern vermag. In solchen Momenten erreicht das Buch eine entspannte persönliche Ebene. Weshalb sie die Reise unternommen haben? Bei Autissier war es schlicht die Ozeankarte über ihrem Kinderbett, die sie so oft von der eigenen Polarfahrt habe träumen lassen. Am Ende des Buchs bleibt kein Zweifel daran, dass sie das ernst gemeint hat.
ala.
"Großer Süden. Eine Reise in die Welt der
Antarktis" von Erik Orsenna und Isabelle Autissier. C. H. Beck Verlag, München 2008. 236 Seiten.
Gebunden, 18,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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