Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: unbenoteter Schein, Technische Universität Berlin, Veranstaltung: Proseminar: Narrheit - Kulturelle Praktiken und Diskursive Konfigurationen, Sprache: Deutsch, Abstract: Als grotesk erscheint uns alles, was sich mit einem vernünftigen Weltbild nicht vereinbaren lässt. Es ist das Seltsame und Unglaubliche, etwas, das grauenerregende aber auch komische Wirkungen hervorrufen kann - und dieser Zwiespalt macht gerade die Ambivalenz des Grotesken aus. Es ist das, was von dieser herrschenden Ordnung an den Rand gedrängt, ausgrenzt wird, wobei es selbst eine Doppelnatur gewinnt: Als Teil der Kulturordnung hat es die Funktion, sie (wie der Rahmen das Bild) zu stabilisieren. Wenn es als Äußerliches in sie eindringt, hat es die Funktion, sie zu subvertieren. Gemäß der Logik des Sowohl-Als-auch leistet das Groteske beides. [...] Die Konzentration auf einen der beiden Aspekte verfehlt die Komplexität des Grotesken. Das Körperliche macht dabei einen Kernbereich des Grotesken aus. Es bildet "einen Bereich des seit je Verborgenen. Der Körper und seine Triebe sind das im Rahmen der Kultivierung des Menschen Marginalisierte, die undisziplinierte Leiblichkeit am Rand der Kulturordnung." In der folgenden Arbeit soll es darum gehen, zu untersuchen wie der groteske Körper in literarischen Werken auftreten kann und welche Bedeutungsebenen er eröffnet. Dabei möchte ich zunächst genauer darauf eingehen, was der Begriff des grotesken Körpers eigentlich umfasst, wobei ich mich in erster Linie auf Michail Bachtin beziehe, der diesen Begriff geprägt hat. Danach möchte ich auf die Erscheinungsformen des grotesken Körpers anhand konkreter Werke zu sprechen kommen. Ausgewählt habe ich drei frühneuzeitliche Werke unterschiedlicher Gattungen: Das Fastnachtspiel Der Nasentanz ("der nasen-tantz") von Hans Sachs, wo das Groteske in einen karnevalesken Aufführungszusammenhang eingebettet ist, das Schwankbuch Till Eulenspiegel ("Dyl Vlenspiegel") von Hermann Bote, das groteske Motive zum Gegenstand mehrerer Streiche des Helden macht, und den Roman Das Narrenspital ("Der Berühmte Narren-Spital") von Johann Beer, wo das Groteske eine Art Gegen-Kultur zur Welt der Körperdisziplin darstellt.
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