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Gründungs- und Wachstumsfinanzierung
Oskar Betsch/Alexander P. Groh/Kay Schmidt: Gründungs- und Wachstumsfinanzierung innovativer Unternehmen. R. Oldenbourg Verlag, München/Wien 2000, 300 Seiten, 49,80 DM.
Geht man von der Berichterstattung in den Medien, den Klagen der Kreditinstitute über die Wertberichtigungen im Firmenkundengeschäft sowie den pessimistischen Äußerungen einiger Vorstände von Kreditinstituten aus, so scheint die einstige Königsdisziplin des Commercial Banking, die Kreditvergabe an Firmenkunden, in der Krise zu stecken. Gefragt sind heute Gründungs- und Wachstumsfinanzierung innovativer Unternehmen. Nicht nur die Kapitalgeber, sondern auch die Volkswirtschaft partizipiert am Wachstum solcher Unternehmen. Ein wichtiger Baustein für das scheinbar grenzenlose Wachstum der amerikanischen Volkswirtschaft liegt in der frühzeitigen Vergabe von Venture Capital an technologisch orientierte Gründungen. Die Bundesregierungen in Deutschland dagegen haben die Wirtschaft überreglementiert und durch steuerliche Anreize Kapital in Investitionen in Schiffe, Flugzeuge oder Immobilien gelenkt. Inzwischen hat auch in Deutschland ein Lernprozeß eingesetzt.
Oskar Betsch, Alexander P. Groh und Kay Schmidt analysieren in ihrer Studie die gegenwärtige Situation in der Beteiligungsfinanzierung. Schwerpunkte sind die Rahmenbedingungen für die Beteiligungsfinanzierung in Deutschland, die Beschreibung der Varianten für die Gestaltung von Beteiligungsgesellschaften sowie die Darstellung und Beurteilung des Wertschöpfungsprozesses von Venture-Capital-Gesellschaften. Ergänzt werden diese Ausführungen durch die von den Verfassern durchgeführte und im zweiten Kapitel gut dargestellte empirische Untersuchung zur Bedeutung der Beteiligungsfinanzierung bei Unternehmen des Neuen Marktes. In der Veröffentlichung werden ausführlich und anschaulich die verschiedenen Begriffe der Venture-Capital-Finanzierung und die Rahmenbedingungen für dieses in der Zukunft wichtiger werdende Geschäftsfeld erläutert.
Besonders interessant ist die Analyse der Entscheidungs- und Handlungsspielräume im Wertschöpfungsprozeß von Venture-Capital-Gesellschaften. Die vielen Abbildungen und Tabellen sowie die Zusammenfassung der Ergebnisse am Ende der einzelnen Abschnitte erleichtern das Verständnis. Die Befragung liefert gehaltvolle Hinweise für die Finanzierungsanbieter. Besonders wertvoll sind die von den Autoren formulierten Handlungsempfehlungen. Interessant, vor allem für potentielle Kapitalnehmer, sind der Abschnitt "Öffentliche Förderung von Beteiligungskapital", der die verschiedenen Programme auf nationaler und EU-Ebene vorstellt, sowie die Übersicht der Venture-Capital-Gesellschaften am Ende der Publikation. Die Autoren analysieren die verschiedenen Programme, äußern dabei Kritik und geben einige Empfehlungen für die politischen Entscheidungsträger zur Optimierung der Programme.
Das Buch eignet sich gut für die Lehrveranstaltungen zur Gründungs- und Wachstumsfinanzierung innovativer Unternehmen. Auch für Unternehmen, die sich in verschiedenen Gründungs- und Wachstumsphasen befinden, ist es von Bedeutung, da die Entscheidungsträger interessante Hinweise entnehmen können. Kreditinstitute müssen sich, wie die Autoren mehrmals schreiben, intensiver als in der Vergangenheit mit Venture-Capital-Finanzierungen befassen - auch für diese Zielgruppe eignet sich die Publikation in besonderer Weise. Ferner sollten Politiker und Abgeordnete dieses Buch aufmerksam lesen. Denn dieser Personenkreis trägt durch das unbewußte Hinauszögern oder sogar egoistische Blockieren von Reformen letztlich die Hauptschuld am Zurückfallen Deutschlands im internationalen Wettbewerb. Die Vergabe von Venture Capital ist ein wichtiger Baustein für den Strukturwandel der deutschen Wirtschaft - die Veröffentlichung von Betsch, Groh und Schmidt hätte nicht zu einem besseren Zeitpunkt erscheinen können.
JÜRGEN SINGER
(Professor für Bankwesen an der Universität Leipzig)
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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