Im Zentrum der Arbeit steht die Frage, inwieweit von sozialen Ungleichheiten auf Geschmacksunterschiede geschlossen werden kann. Die Analyse stützt sich auf die Arbeiten von Pierre Bourdieu, Gerhard Schulze und US-amerikanische Kultursoziologen. Sowohl Bourdieus Annahmen als auch jene, die der so genannten Individualisierungsthese entspringen, erfahren in der vorliegenden Studie einige Korrekturen und Erweiterungen. Einerseits gewinnt - im Gegensatz zu Pierre Bourdieu - das augenfällig gewordene Merkmal der "sozialen Mobilität" bei der Analyse von Geschmackunterschieden an Bedeutung. Mobilität eröffnet nicht nur neue Möglichkeiten, kulturelle Vorlieben zu verändern oder zu erweitern, sondern zwingt auch zu größerer Flexibilität im Umgang mit kulturellen Angeboten. Andererseits wird - im Gegensatz etwa zu Gerhard Schulze - dem Geschmack weiterhin eine Bedeutung bei der Reproduktion sozialer Ungleichheiten beigemessen. Die vorliegende Untersuchung läuft auf die paradoxe Feststellung hinaus, dass unter den veränderten gesellschaftlichen Umständen gerade die Überschreitung von Geschmacksgrenzen, also ein breiter Geschmack zur Grundlage sozialer Ausgrenzung wird. Am Beispiel musikalischer Vorlieben wird gezeigt, was eine soziologische Analyse des Geschmacks leistet und welche methodischen Instrumente zur empirischen Prüfung der Annahmen herangezogen werden können. Der Autor knüpft dabei an Erklärungsansätzen der Musikästhetik und Musikpsychologie an, entwickelt daraus eine sowohl psychologische als auch soziologische Aspekte miteinschließende Definition von Musikgeschmack und versucht die zentralen Thesen über die gesellschaftlichen Bedingungen der Geschmacksbildung am verfügbaren empirischen Material zu erhärten. Ergänzt werden die Analysen um eine umfassende Darstellung der gegenwärtigen Rezeptionsbedingungen von Musik.
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