Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Geschichte - Sonstiges, Note: 1,0, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde), Veranstaltung: Raum(ge)schichten Osteuropas, 18.-20. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: "Das, was ich gesehen habe - soll ein Mensch nicht sehen und nicht einmal wissen." Diese Aussage legt der Schriftsteller Varlam salamov einer seiner Figuren in den "Erzählungen aus Kolyma" in den Mund. Er verweist damit auf sein zutiefst bitteres Schicksal und gleichermaßen auf das unsägliche Leid, welches das stalinistische "Terrorregime" in den Weiten des hohen Nordostens der Sowjetunion im Zeitalter des GULag hunderttausenden von Menschen zugefügt hat. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich im Rahmen des Hauptseminars "Raum(ge)schichten Osteuropas, 18.-20. Jahrhundert" mit der punitiven und ökonomischen Durchdringung des Raumes an der Kolyma im Zuge des Aufstiegs der "Stalin-Ära", der Wandlung des Raumes zum separierten "industriellen Lagerkomplex" bis hin zur schrittweisen Auflösung des "Sondergebietes" im Rahmen der "Tauwetterperiode". Der vollständigen Umwandlung des Raumes in politischer, wirtschaftlicher und mentaler Hinsicht wird dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der spezielle Fokus liegt im Anschluss an die Institutionsgeschichte auf der Raumwahrnehmung in der Literatur Varlam salamovs, wobei sowohl auf die spezifische Lagerterminologie hinsichtlich der Raumempfindung als auch auf den "raumlos" wirkenden Stil der "neuen Prosa" des Schriftstellers eingegangen wird. Abschließend bleibt nach einer teilweisen literaturwissenschaftlichen Analyse der "Erzählungen aus Kolyma" zu klären, welchen Stellenwert das Werk salamovs im Rahmen der Verdrängungsmechanismen nach der Umgestaltung des "Sondergebietes" zur regulären oblast' einnimmt. Vor dem Hintergrund des Seminars, welches die räumlichen Aspekte der geschichtlichen Welt in das Zentrum der Betrachtung rückt, soll auch der vorliegenden Arbeit der "Raum" als Maßstab der Analysen dienen. Die "Raum-Formel" des Geografie-Historikers Hans-Dietrich Schulz, "Räume sind nicht, Räume werden gemacht!" , gilt somit als Ausgangsbasis für alle Überlegungen, welche der vorliegenden Arbeit zugrunde liegen. Bei der Verwendung von Sekundärliteratur zur Thematik wurde hauptsächlich auf die Aufsätze der Themenhefte "Aufbruch aus dem GULag?" und "Das Lager Schreiben. Varlam salamov und die Aufarbeitung des Gulag" zurückgegriffen. Die insgesamt berücksichtigten Sekundärwerke sind alle nach der Öffnung der russischen "GULag-Archive" verfasst worden und reihen sich somit in den Kreis der wissenschaftlich fundierten und archivgestützten Literatur ein.
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