Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 2,0, Freie Universität Berlin (Peter Szondi Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Gustave Flauberts Education Sentimentale und die Poetik des Romans, Sprache: Deutsch, Abstract: Es mag zunächst paradox erscheinen, dass ein Autor, der der psychoanalytischen Literaturwissenschaft mit seinen Arbeiten ein so weites Betätigungsfeld bot und damit zu ihrer Popularität beitrug, sich dessen von Anfang an bewusst war. Denn gerade das Unbewusste spielt ja in dieser Literaturbetrachtung eine große Rolle. Kafka war ein begeisterter Leser der Schriften Sigmund Freuds und in den wenigen Deutungsversuchen seiner eigenen Werke finden sich deutliche Spuren der psychoanalytischen Literaturbetrachtung und einige Hinweise auf Freud. Viele der Erzählungen und Fragmente Kafkas ließen sich durchaus als Versuche lesen, der psychoanalytischen Literaturwissenschaft Stoff zu liefern, an dem sie sich abarbeiten und ihre Thesen belegen kann. Inwieweit Kafka sich der Möglichkeiten, die sein Schreiben den Anhängern dieser Schule bot, beim Verfassen der Texte tatsächlich bewusst war, lässt sich nur noch schwer klären und bedürfte vielleicht einer eigenen Arbeit. Aus einem Tagebucheintrag Kafkas vom 23. September 1912 geht hervor, dass er beim Schreiben nicht a priori an Freud dachte, sondern sich vielmehr von dem sich selbständig schreibenden Text an ihn erinnert fühlte, der Einfluss also ein dem Autor primär unbewusster war. Ein anderer geistiger Übervater Franz Kafkas war Gustave Flaubert. Um das festzustellen, genügt ein Blick in die Briefe und Tagebücher Kafkas. Keinem anderen Autor widmete er dort soviel Aufmerksamkeit. Diese Textstellen suggerieren, dass Kafka sich Flaubert – ganz im Gegensatz zu Sigmund Freud - durchaus bewusst und gezielt zum Lehrmeister nahm.