Examensarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: sehr gut, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (FB Geschichte), Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung Der Begriff Ketzer ist auch heute noch eine gängige Bezeichnung für Personen, die von einer herrschenden Meinung abweichen. Daß dieser Begriff aus dem Mittelalter stammt, ist dabei weitgehend bekannt, assoziiert man mit ihm doch auch diese finstere Zeit, in der solche Abweichler noch von der Kirche verurteilt und verbrannt wurden. Neben den weiteren Schlagwörtern die man damit verbindet, wie etwa Inquisition, Scheiterhaufen oder Hexenverfolgung, wobei man häufig vergißt, daß das klassische Zeitalter der Hexenjagden in Europa erst 1430 begann und noch bis 1780 reichte, kommen einem schließlich auch die positiven Bestandteile dieses Begriffs in den Sinn. Man denkt an Menschen wie Galileo Galilei (1564-1642)(1), die dazu beitrugen, daß sich die Wissenschaft gegenüber "mittelalterlichem" und "einfältigem" Denken durchsetzte, und somit der Rationalität und der Logik den Weg ebneten, welche schließlich zu den Errungenschaften der modernen Zivilisation führten. Die vorliegende Arbeit befaßt sich aber nicht mit jenen Ketzern des Spätmittelalters oder der frühen Neuzeit, sondern mit den weitaus weniger bekannten Häresien des hohen Mittelalters. Dabei soll eine Auseinandersetzung mit diesen früheren Ketzern keineswegs dazu beitragen, die Wurzeln neuzeitlicher Genialität um einige Jahrhunderte zurückzuverlegen. Gerade im Gegenteil kann die Beschäftigung mit diesen Menschen eventuell dazu verhelfen, mittelalterliches Denken und Handeln besser zu verstehen, um dadurch Vorurteile gegen diese Epoche abzubauen und darüber hinaus ein kritischeres Verhältnis zur eigenen Gegenwart aufzubauen. Es geht aber nicht nur um eine mögliche Widerlegung vorgefertigter Geschichtsbilder heutiger Zeit. Gerade auch in Hinsicht auf die traurige, fast zeitlose Aktualität der Begriffe Intoleranz, Verfolgung und Unterdrückung von Minderheiten lohnt sich die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden und Verfolgten in vergangenen Zeiten, da damit aus einer unbeteiligten Beobachterposition möglicherweise Erkenntnisse gewonnen werden, die helfen können, Probleme der Gegenwart zu lösen. [...] ______ 1 Bedeutender italienischer Physiker und Astronom, der sich für die Lehre des Nikolaus Kopernikus (1473-1543) einsetze, daß sich die Erde um die Sonne bewege. Geriet dadurch in Widerspruch zur katholischen Kirche und mußte seine Anschauungen gegen besseres Wissen widerrufen. Erst 1983 wurde das Fehlurteil von Rom aufgehoben.
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