Das Personalkarussell dreht sich schnell in Martina Parkers zweitem „Gartenkrimi“. Lokaljournalistin Vera besucht ein neueröffnetes Wellnesshotel im Burgenland, um darüber einen Artikel zu schreiben. Im Schlepptau ihre Mutter, die mit Veras Tochter Letta den Platz getauscht hat (Lettas Begründung:
Wer will schon mit seiner Mutter in Urlaub fahren?). Hotelier Arno, ein Zuagroaster aus dem…mehrDas Personalkarussell dreht sich schnell in Martina Parkers zweitem „Gartenkrimi“. Lokaljournalistin Vera besucht ein neueröffnetes Wellnesshotel im Burgenland, um darüber einen Artikel zu schreiben. Im Schlepptau ihre Mutter, die mit Veras Tochter Letta den Platz getauscht hat (Lettas Begründung: Wer will schon mit seiner Mutter in Urlaub fahren?). Hotelier Arno, ein Zuagroaster aus dem exotischen Wien, lässt derweil alles auffahren, was eine ordentliche Wellness zu bieten hat, von Schischi-Küche bis zu psychedelischen Badevergnügen. Die Landschaft ist idyllisch, die Lage des Hotels einsam am Rand eines Sees, es könnte nicht schöner sein. Und dann treibt plötzlich ein Gast tot im Waschzuber. Gleich dreimal umgebracht: Erwürgt, ertränkt und die Pulsadern aufgeschnitten. Na, da war mal einer gründlich. Nur wer war’s? Ins Visier der Ermittlerin kommt bald der Gartenclub, wo man gerade über Friedhofsbepflanzungen referiert. Wenn das mal kein verdächtiger Hinweis ist.
Martina Parker schreibt äußerst routiniert, mit einem guten Gespür für Details und ausgesprochen gründlicher Recherche. Was sie über gehobene Küche und pseudomedizinische Wellnessbehandlungen weiß, ist schon bemerkenswert. Das muss eindeutig auf eigener Erfahrung beruhen, so authentisch wie sie das zu Papier bringt. Auch die Landschaften und ihre Natur beschreibt sie mit Zuneigung und viel zoologischem Hintergrundwissen, das sie elegant in die Geschichte einfließen lässt. Man lernt Interessantes über Wasserkalb, Salamander oder Stichling im allgemeinen und Kriminalbiologisches über Wasserleichen im besonderen. Außerdem erfindet Martina Parker gerne schillernde Lebensläufe ihres Personals, die sie dann kunstvoll miteinander verwebt. Das ist ohne Frage unterhaltsam, allerdings verliert sie doch ab und zu den Faden. Bis zum ersten Mord ist ein Drittel des Buches schon gelesen und bis der Gartenclub auftaucht (immerhin heißt es „Gartenkrimi“) bereits die Hälfte. Vor lauter Ambiente, Atmosphäre und Fabulierkunst habe ich wirklich sehr lange nicht gewusst, wo die Geschichte eigentlich hin will. Wäre nicht das vielfältige, manchmal etwas schräge Personal, ich hätte wahrscheinlich aufgegeben.
Catharina Ballan liest den Text als österreichische Muttersprachlerin, was der Sache sehr zuträglich ist. Ich bin immer wieder überrascht, wie weit sich unsere beiden Sprachen mittlerweile auseinanderentwickelt haben, im Satzbau und den Vokabeln. Wenn beim Vorlesen der österreichische Zungenschlag fehlt, kann so ein Text schnell peinlich werden. Leider gibt es zahlreiche Timingfehler, bei denen ich manchmal nicht sicher bin, ob es an der Sprecherin oder dem Schnitt liegt. Zu lange oder zu kurze Pausen zwischen den Sätzen oder falsche Satzmelodien erschweren in jedem Fall das Verständnis. Außerdem neigt Catharina Ballan zu einer etwas monotonen Stimmführung. Ich kenne jedenfalls bessere Sprecherinnen, auch aus Österreich.
„Hamdraht“ ist ordentliche Unterhaltung, mit Phantasie und auch Witz, aber der Geschichte fehlt leider streckenweise der Fokus, der für einen echten Krimi zwingend erforderlich ist. Es plätschert, aber reißt nicht mit.