Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Politik - Politische Systeme allgemein und im Vergleich, Note: 1,7, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Grundseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit dem Zusammenbruch der UdSSR 1991 standen die einzelnen Sowjetrepubliken vor einem politischen Neuanfang. Dabei stellte sich nach Jahrzehnten kommunistischer bzw. sozialistischer Herrschaft vor allem die Frage, welchen Charakter die politischen Systeme nun erhalten würden. Sollte es tatsächlich möglich sein, relativ unkompliziert und zügig stabile Demokratien zu installieren oder würden sich unter dem Deckmantel der Demokratie dennoch autoritäre und totalitäre Systeme entwickeln können? Wie sich im Zeitraum seit 1991 herausstellte, haben die Transformationsbewegungen der Staaten der ehemaligen UdSSR in jeglicher Hinsicht immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, sei es der Bürgerkrieg in Tschetschenien, die friedliche Revolution in der Ukraine oder der Beitritt der drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen zur Europäischen Uni-on. Besonders interessant jedoch erscheint das Schicksal Weißrusslands, das seitdem die negativen Schlagzeilen nicht hinter sich lassen konnte. Ein Präsident, der seit 1994 ununterbrochen regiert; Berichte über gefälschte Wahlergebnisse oder die Verfolgung unliebsamer Gegner werfen die Frage auf, ob und in welchem Umfang dort überhaupt eine Transformation stattfindet. Schon die Medienberichterstattung über Weißrussland legt die Vermutung nahe, dass das Land von einer Demokratie noch sehr weit entfernt ist. Eine wissenschaftliche Herangehensweise scheint hier also geeignet, um hinter die Kulissen der Berichterstattung zu blicken und das politische System näher zu betrach-ten. Es drängt sich nun die Frage auf, ob das politische System Weißrusslands im Gegenzug als totalitär zu bewerten ist. Anhand der von Merkel 1999 entwickelten „Typologie poli-tischer Systeme“ soll Weißrussland in dieser Arbeit auf die sechs Klassifikationskriterien bezüglich der Herrschaft schrittweise untersucht und beurteilt werden. Im weiteren Verlauf folgen daher zunächst eine Einführung in Merkels Typologie sowie ein Über-blick über die von Merkel herausgestellten Merkmale von demokratischen, autoritären und totalitären Systemen. Anschließend wird Weißrussland im Hinblick auf die Herr-schaftslegitimation, den Herrschaftszugang, das Herrschaftsmonopol, die Herrschafts-struktur, den Herrschaftsanspruch sowie die Herrschaftsweise analysiert. Am Ende der Ausführungen soll die eingangs gestellte Forschungsfrage anhand der Untersuchungser-gebnisse beantwortet werden.