Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Thematische Hinführung Das Urteilen ist der Dritte, durch den plötzlichen Tod Hannah Arendts unvollendete Teil ihres Gesamtwerkes Vom Leben des Geistes. Nach Beendigung des Zweiten Bandes, Das Wollen, hinterließ Hannah Arendt vor ihrem Tod neben dem Postskriptum des ersten Bandes Das Denken, nur eine einzige leere Seite mit dem Titel Das Urteilen, sowie zwei Leitsätze, auf die im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch genauer eingegangen wird. Um das von Hannah Arendt dreiteilig geplante Gesamtwerk Vom Leben des Geistes abzuschließen, gibt Mary McCarthy 1982 mit Hilfe von Seminaraufzeichnungen sowie früheren Essays und wissenschaftlichen Beiträgen von Hannah Arendt über die Theorie des Urteilens den Dritten Band heraus.1 Im Mittelpunkt des posthumen veröffentlichten dritten Bandes steht die dreizehnstündige Vorlesung von Hannah Arendt über die Politische Philosophie von Immanuel Kant, die sie 1970/71 an der Universität in New York gehalten hat. Aufzeichnungen aus ihrem parallel zur Vorlesung an der New School for Social Research abgehaltenen Seminar „Kritik der Urteilskraft“ unterstreichen ihre Stellungnahmen über das menschliche Urteil und veranschaulichen diese am Beispiel der „Einbildungskraft“ und des „sensus communis“, die als Begriffe für das weitere Verständnis der Reflexionen Hannah Arendts von großer Bedeutung sind.2 Neben dem Aufkommen des Totalitarismus, der Hannah Arendts Blick für die Komplexität des menschlichen Urteils schärfte, sowie dem Bewusstsein für die aufkommenden Gefahren, die dem menschlichen Urteil von Seiten der modernen Gesellschaft drohten, war ihre Anwesenheit bei dem Prozess von Adolf Eichmann 1961 in Jerusalem für ihre Beschäftigung mit der Theorie des Urteilens wesentlich. Unter Bezugnahme auf ihren Bericht von der Eichmann-Verhandlung, der 1963 im „New Yorker“ erschien, gibt es keinen Grund daran zu zweifeln, dass das, was Hannah Arendt besonders beschäftigte, als sie anfing über das Urteil nachzudenken, die Notwendigkeit war, im Falle Adolf Eichmanns ein Urteil zu sprechen. 3 ... ----- 1 Beiner, Ronald (1982): „Hannah Arendt über das Urteilen“, in: Arendt, Hannah (1985): Das Urteilen. Texte zu Kants Politischer Philosophie, München, Piper, S. 115 2 ebenda, S. 7f. 3 Beiner, Ronald (1982): „Hannah Arendt über das Urteilen“, in: Arendt, Hannah (1985): Das Urteilen. Texte zu Kants Politischer Philosophie, München, Piper, S. 125f.