Der Wiener Kinderarzt und Heilpädagoge Hans Asperger ist als Erstbeschreiber des Autismus und Namensgeber des Asperger-Syndroms weltbekannt. Er galt lange Zeit als Gegner des nationalsozialistischen Regimes, gar als Retter von Kindern mit Behinderung vor der systematischen Ermordung unter dem NS-Regime. Doch kann dieses Bild einer aktiv widerständigen Position Aspergers aufrechterhalten werden? Herwig Czech legt eine kritische und fundierte Untersuchung von Aspergers Leben, politischer Orientierung und beruflicher Laufbahn vor und während der NS-Herrschaft vor. Anhand von bisher unbekannten Archivdokumenten zeigt er, dass sich Asperger an das Regime anpasste. Er trat mehreren NS-Organisationen bei, unterstützte öffentlich »rassenhygienische« Maßnahmen wie zum Beispiel Zwangssterilisationen und kooperierte in mehreren Fällen mit der »Kindereuthanasie«. So wird deutlich, dass Asperger eine wesentlich problematischere Rolle spielte, als bisher angenommen.
»Aspergers Konzept von Autismus betont die Besonderheiten und Begabungen autistischer Kinder. Damit ist er seiner Zeit weit voraus und findet bis heute Widerhall in Konzepten der Neurodiversität. Doch heute hat sein Ansehen trotz aller Verdienste Risse bekommen im Hinblick um seine Rolle bei der Kinder-Euthanasie des Nationalsozialismus.« Doris Arp, WDR-Zeitzeichen am 6. Juni 2024 »Zusammenfassend kann ich 'Hans Asperger und der Nationalsozialismus: Geschichte einer Verstrickung' jedem empfehlen, der sich für die deutsche Geschichte, Medizinethik und die Rolle der Wissenschaft im Nationalsozialismus interessiert. Czech hat hier ein Werk geschaffen, das sowohl inhaltlich als auch methodisch Maßstäbe setzt und das noch lange nach der Lektüre nachhallt.« Mediennerd - ein Projekt von NORDSEE.MEDIA, 9. September 2024