Jakob Senn ist ein Schriftsteller, der im Schweizer Oberland und Zürich als Volksschriftsteller sicherlich eher bekannt ist als im übrigen deutschsprachigen Raum. Umso schöner ist es, dass der Limmat-Verlag zum 200. Geburtstag Jakob Senns sein Hauptwerk neu herausgibt.
Der Roman erinnert schon im
Titel an ein berühmtes Werk eines weitaus berühmteren Kollegen: an den Entwicklungsroman „Der Grüne…mehrJakob Senn ist ein Schriftsteller, der im Schweizer Oberland und Zürich als Volksschriftsteller sicherlich eher bekannt ist als im übrigen deutschsprachigen Raum. Umso schöner ist es, dass der Limmat-Verlag zum 200. Geburtstag Jakob Senns sein Hauptwerk neu herausgibt.
Der Roman erinnert schon im Titel an ein berühmtes Werk eines weitaus berühmteren Kollegen: an den Entwicklungsroman „Der Grüne Heinrich“ von Gottfried Keller. Auch Senns Roman trägt deutliche autobiografische Züge. Der Leser wird versetzt in die Mitte des 19. Jahrhunderts, in ein kleines Dorf im Töss-Tal in der Nähe von Zürich. Hier wird Hans Grünauer, das Alter Ego Senns, in eine Kleinbauernfamilie hineingeboren, darf fünf Jahre lang zur Schule gehen und muss dann am Webstuhl und mit harter Arbeit in der Landwirtschaft zum Unterhalt der Familie beitragen. Trotz seiner entbehrungsreichen Kindheit gibt er seine Liebe zu Büchern und zur Dichtkunst nicht auf. Er liest, was ihm in die Hände fällt, und das ist überwiegend fromme Erbauungsliteratur. Seine Eltern, vor allem seine Stiefmutter, machen ihm als Nichtsnutz das Leben schwer, aber in seinem Bruder Jakob findet er eine gleichgestimmte Seele und einen lebenslangen treuen Freund.
Die Krisen der Zeit wie das Aufeinanderprallen von protestantischen Liberalen und katholischen Demokraten, die schlimme Hungersnot Mitte der 40er Jahre und die Gründung des Bundesstaates fließen nur am Rande in den Roman ein. Der Autor konzentriert sich auf die literarische Entwicklung seines Helden. Im Lauf der Zeit findet Hans Förderer für sein autodidaktisches Lernen, und recht launig beschreibt er z. B. den geldgierigen Dorfapotheker oder den schrulligen Volksdichter Zellberger, der als Eremit lebt und einen Kreis von ergebenen Jüngern um sich schart. Ausgesprochen burlesk ist auch die Geschichte seiner erzwungenen Brautschau, und von seinem Freigeist zeugt z. B. seine Beobachtung, dass die meisten medizinischen Werke zur Frauenheilkunde von Priestern geordert werden.
Was den Roman so lesenswert macht, ist nicht nur diese besondere Biografie, sondern auch der Blick in die Zeit. Das harte Leben der Kleinbauern, die langen Fußwege bei Wind und Wetter, die bigotte Frömmigkeit und das pietistische Frömmlertum, Entbehrungen, das unzureichende Schulwesen, dörfliche Bräuche und vieles mehr lässt Senn vor seinem Leser auferstehen. Trotz der Härte des Lebens – „keine Blumenpfade“- findet der Autor einen humorvollen und immer versöhnlichen Ton.
Das Nachwort liefert hilfreiche Informationen zu Jakob Senn.