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WIDERSTAND. Über die "Helden in der zweiten Reihe" weiß man auch 61 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler erstaunlich wenig. Sie tauchen in Memoiren und wissenschaftlichen Studien nur als Randfiguren auf, obwohl ihnen vor und am 20. Juli 1944 oft wichtige Funktionen zufielen. Zu den engsten Vertrauten des Generalmajors Henning von Tresckow zählte der 1915 geborene Hans-Ulrich von Oertzen, der Anfang 1933 in die Reichswehr eintrat und nach Kriegsbeginn 1939 vornehmlich in Stabsverwendungen schnell reüssierte. Im Februar 1943 wurde er als I d (Ausbildungsoffizier) in den Stab der Heeresgruppe Mitte versetzt. Sein Chef Tresckow stammte wie seine Freundin Ingrid von Langenn-Steinkeller aus der Neumark. Und Tresckow war es auch, der Ingrids Vater erst einmal davon überzeugte, daß der mittellose Oertzen kein Erbschleicher war. Schließlich durften der Major im Generalstab und die vermögende Gutsbesitzertochter am 26. März 1944 in Bellin/Neumark heiraten. Aus dienstlichen Gründen war es Tresckow nicht möglich, an der Feier teilzunehmen, aber er schrieb der Braut in einem Brief, Oertzen sei ihm "in der gemeinsamen Arbeit ans Herz gewachsen wie ein Bruder . . . Er verbindet ein frohes Herz mit einem hohen reinen Gedankenflug wie nur sehr wenige seiner Altersklasse, und Sie heiraten einen wahren ,Ritter ohne Furcht und Tadel'. Darum Glückauf!" An mehreren Attentatsplanungen 1943/44 bereits aktiv beteiligt, traf Oertzen am 9. Juli 1944 mit einem fingierten Auftrag in Berlin ein, um dann als Verbindungsoffizier von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg - des Hitler-Attentäters und Chefs des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres - dafür zu sorgen, daß das Wehrkreiskommando III am Hohenzollerndamm die "Walküre"-Alarmbefehle im Sinne der Umsturzgruppe im Bendlerblock befolgen sollte. Noch am Abend des 20. Juli geriet Oertzen in Verdacht, ein Mitverschwörer zu sein. Daraufhin nahm er sich am folgenden Tag das Leben, indem er eine Gewehrgranate in seinen Mund steckte und abzog. Eindrucksvolle Auszüge aus den vielen Briefen Oertzens an seine Verlobte und spätere Frau sowie Berichte der bis zum Attentat auf Hitler völlig ahnungslosen Witwe und anderer Zeitzeugen hat Lars-Broder Keil jetzt zusammengestellt, um an einen nahezu unbekannten Widerstandskämpfer würdig zu erinnern. (Lars-Broder Keil: Hans-Ulrich von Oertzen. Offizier und Widerstandskämpfer. Ein Lebensbild in Briefen und Erinnerungen. Lukas Verlag, Berlin 2005. 179 Seiten, 19,80 [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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