Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Institut für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Mittelalterliche Dichtungstheorien, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit befasst sich mit dem Prolog des Hartmann'schen "Iwein" und untersucht ihn hinsichtlich poetologischer und rhetorischer Aspekte, die auf dem antiken Verständnis von Poetik sowie Rhetorik beruhen. Als Poetik bezeichnet man die Lehre von der Dichtkunst. Sie setzt sich als Dichtungstheorie mit dem Wesen der Dichtung, also mit ihrer Wirkung, ihrem Wert, ihren Aufgaben und Funktionen, ihren spezifischen Ausdrucksmitteln und ihren poetischen Gattungen auseinander. Die Verfasser von theoretischen Abhandlungen versuchen, das Wesen der Dichtung zu fassen, indem sie abgrenzen, was Dichtung (Poesie) "eigentlich" sei und es so von dem abheben, was ihrer Auffassung nach nicht als Dichtung zählt. In der normativen Regelpoetik werden sogar praktisch anwendbare und erlernbare Anweisungen aufgestellt, die bei der "richtigen" Erstellung poetischer Werke helfen sollte - eine Theorie, die in großem Maße von der Rhetorik beeinflusst wurde. Die Kunst der freien Rede wird als Rhetorik bezeichnet und wurde von Aristoteles in die drei Richtungen Pathos, Ethos und Logos unterteilt. In der Antike hatte die Rhetorik die Aufgabe, Gemeinsamkeiten zwischen dem Redner und seinen Zuhörern herzustellen und ihm so die Möglichkeit zu geben, seine Zuhörer von seinen Worten zu überzeugen. Aus diesem Grund wird die Rhetorik auch "Kunst der Überzeugung" genannt. Hierbei spielte auch die Ansicht, dass man sich nicht allein auf die Vernunft verlassen konnte, da der Mann ein triebhaftes Wesen habe, eine große Rolle. In der Aufklärung jedoch wurde diese Vorstellung abgelehnt und die Rhetorik weitgehend aus dem alltäglichen Leben, den Wissenschaften und dem Denken verbannt. Auch in der Neuzeit wird die Rhetorik häufig nur als Redetechnik bzw. Theorie und Praxis der Rede angesehen. Die mittelalterlichen Dichtungstheorien haben ihren Ursprung in der Antike. Sowohl Aristoteles (384-322 v. Chr.) als auch Horaz (65-8 v. Chr.) beeinflussten mit ihren Ausführungen zur Poetik nachhaltig über Jahrhunderte hinweg die Dichtung. "Peri poietikes" ("Über die Dichtkunst"), die Poetik des Aristoteles und die horazische "Ars Poetica" ("Die Dichtkunst") gelten als die wichtigsten Poetiken der Antike. Allerdings unterscheiden sie sich deutlich voneinander, so ist Aristoteles' Poetik eine klar strukturierte Abhandlung, während Horaz' Pisonenepistel als Brief aufgebaut und formuliert ist. [...]
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