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3 Kundenbewertungen

Als der schüchterne Fridi die Pfadfinder-Ausfahrt vor lauter Angst vor deren Prüfungen sausen lässt, trifft er seine Schulfreund*innen. Mit ihnen erlebt Fridi einen Roadtrip der besonderen Art am Stadtrand von Berlin, bei dem er auf einmal merkt, wie viel doch in ihm steckt. Und so wird er zum Helden, wenn auch eigentlich aus Versehen.

Produktbeschreibung
Als der schüchterne Fridi die Pfadfinder-Ausfahrt vor lauter Angst vor deren Prüfungen sausen lässt, trifft er seine Schulfreund*innen. Mit ihnen erlebt Fridi einen Roadtrip der besonderen Art am Stadtrand von Berlin, bei dem er auf einmal merkt, wie viel doch in ihm steckt. Und so wird er zum Helden, wenn auch eigentlich aus Versehen.
Autorenporträt
Julia Blesken, 1976 in Berlin geboren, erhielt 2020 für Mission Kolomoro den Kirsten-Boie-Preis der Hamburger Literaturstiftung. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in Berlin.
Rezensionen
"... nach "Mission Kolomoro", ausgezeichnet mit dem Kirsten-Boie-Preis, schickt Julia Blesken das bunte Quintett in ein neues Abenteuer. Und das ist wiederum ein großer Spaß." (Antje Kunstmann, BRIGITTE, 23/2023)

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Keineswegs nur für Kinder ab 11, wie vom Verlag vorgeschlagen, sondern für alle Altersgruppen ist dieses tolle Buch geeignet, findet Rezensentin Christina Vettorazzi. Julia Blesken erzählt von Fridi, zeichnet die Rezension nach, einem Jungen, der bereits in Bleskens Vorgängerbuch "Mission Kolomoro" aufgetaucht war. Diesmal unternimmt Fridi einen Ausflug mit einer Gruppe Pfadfindern, heißt es weiter, er hat allerdings Angst vor diesem Abenteuer und den sich hart gebenden Jungs, die ihn da begleiten werden. Fridi ist außerdem vieles peinlich, erfahren wir, im Lauf des Buchs tut er sich mit Jennifer zusammen, gemeinsam müssen sie sich diverser Gefahren erwehren. Es geht jedoch, führt Vettorazzi aus, auch um die Gefühle und Sorgen der Figuren, etwa wenn Fridi darüber nachdenkt, warum sich seine Eltern trennen könnten. Großartig ist dieses Buch, schließt die Rezensentin, weil sich die Ängste und Gedankenwelten der Figuren nicht direkt in den Dialogen, sondern wie nebenbei, in den Zwischenräumen artikulieren.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2023

Bevor jemand "Tomatenohr" zu mir sagt, haue ich lieber ab
In ihrem Roman "Hasenherz" fragt Julia Blesken danach, was uns zu Helden macht

Fridi muss mit den Pfadfindern auf Fahrt gehen. Mitnehmen darf er nur wenige ausgewählte Dinge, die in seinen Rucksack passen. Die Tasche ist trotzdem riesig und schwer. Fridi erwarten Tage voller Wanderspaß und Kameradschaft. Nur schade, dass er diese anstrengenden Touren fürchtet. Genau wie seine Kollegen, die ganz harte Kerle sind und ständig ihre prä-pubertäre Männlichkeit durch Sadismus beweisen müssen. Letztes Mal steckte ein Junge eine Kröte in Fridis Schlafsack.

Die Autorin Julia Blesken hat bereits in ihrem 2021 veröffentlichten Kinderbuch "Mission Kolomoro" bewiesen, dass sie absurde Ausgangssituationen beherrscht. Dort trifft Jennifer Klar, die Cowboystiefel trägt und passend dazu eine Plastiktüte wie ein Lasso über ihrem Kopf schwingt, ihre Schulfreunde Musti, Katja, Fridi und Zeck am Parkplatz vor einem Supermarkt in der Nachbarschaft. Während Zeck ganz gewöhnliche Kindergedanken wie die richtige Snack-Auswahl beschäftigen, muss Jennifer sich dem Ernst des Lebens stellen. In der Plastiktüte steckt nämlich die Asche ihres verstorbenen Opas. Und die will sie nun bestatten.

Den ängstlichen Fridi kennen die Leser von Julia Bleskens neuem Roman "Hasenherz" also schon, die gebürtige Berlinerin hat sowohl die fünf Freunde als auch die Location beibehalten. Blesken schreibt ein Buch für "Kinder ab 11 Jahren". Die Identifikation der Zielgruppe ist auf dem Kinderbuchmarkt ein Muss. Die Einordnung als All-Age wäre jedoch sinnvoller gewesen. Denn Blesken gelingt es tatsächlich, sich in ihre fünf Protagonisten einzufühlen. Deren Gedanken sind kindlich-absurd, einfach und mitunter genial. Zudem äußern sie sich alle in ihrer jeweils eigenen Sprache. So sagt etwa Jennifer in "Mission Kolomoro": "Ich glaub, Mama macht es echt nicht. Die wartet, bis ich irgendwann in der Schule bin, und dann bringt sie Opa einfach weg, irgendwo anders hin. Weil, sie ist immer so müde nach dem Busfahren. Vielleicht kippt sie ihn einfach ins Klo." Den Opa.

In beiden Büchern entwickelt sich innerhalb weniger Seiten eine Freundschaft zwischen dem Publikum und den Figuren. Es ist nicht nur das Interesse an der Handlung, das die Lektüre vorantreibt. Viel mehr fesselt der Wunsch, die Figuren - allen voran Fridi - im Verlauf einer kurzen, aber erfolgreichen Coming-of-Age-Geschichte zu erleben.

Fridi ist das Hasenherz der Geschichte. Er hat ständig Angst und findet vieles peinlich. Zu allem Überfluss färben sich in solchen Momenten seine großen, abstehenden Ohren rot. Dafür reicht etwa der bloße Gedanke an mögliche Spitznamen, die ihm seine Pfadfinderkollegen geben könnten. Er denkt zum Beispiel an Worte wie "Segelschiff" oder "Tomatenohr". Bevor die Katastrophe anfangen kann, flüchtet Fridi und verpasst so die Abfahrt der Gruppe. Im ersten Moment trifft ihn die Panik hart. Wo soll er nur schlafen? Dann begegnet er Jennifer, die ihn gleich ins erste Abenteuer manövriert. Und schon steht die zweite Flucht an. Ein wütender Mann verfolgt sie mit seinem Hund. Fridi verfüttert den vor der Abfahrt zubereiteten Haferschleim seiner Mutter, den er in seiner Bauchtasche verschwinden ließ, und rettet so den Tag. Macht ihn das schon zum Helden? Außerdem: Lohnt es sich heute überhaupt noch, einer zu sein?

Blesken weiß genau, welche Sorgen ihrer Figuren sie ernst nehmen muss. So etwa wenn Fridi in Gedanken prophylaktisch die möglichen Trennungsgründe seiner Eltern auflistet. Seine Mutter könnte sich ja - rein theoretisch - scheiden lassen. Also: "Grund der Trennung: Wasser im Hirn." Oder aber das Gegenteil: "Das würde dann heißen, dass sie sich nicht von Papa trennt, weil sie sich so an ihn gewöhnt hat wie an ihren eingewachsenen Fußnagel."

Hinter Fridis Ängsten steckt ein starkes Sicherheitsbedürfnis, das angesichts der auf uns einstürmenden Nachrichten nicht nur in seiner Generation kaum untypisch ist. Wie soll jemand da mutig sein? Die "Hasenherz"-Protagonisten geben die Antwort nicht in den Dialogen, die sich um genau diese Fragen ranken. Sie steckt zwischen Zeilen. Und gerade deshalb wird man sich mit dem unglamourösen Heldenbild, das Julia Blesken entwirft, zuverlässig anfreunden. CHRISTINA VETTORAZZI

Julia Blesken: "Hasenherz". Held aus Versehen.

Oetinger Verlag, Hamburg 2023.

352 S., geb., 15,- Euro.

Ab 11 J.

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