Studienarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1.0, Ruhr-Universität Bochum, Veranstaltung: Grundstufenseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Der erste Teil der Arbeit beschäftigt sich daher mit der Hausgemeinschaft als Personenverband und soll zum einen die Grundstrukturen einer mittelalterlichen Hausgemeinschaft darlegen und zum anderen diejenigen Bereiche näher beleuchten, die von ihrer Struktur her der Hausgemeinschaft ähnlich sind (z.B. Grundherrschaften). Weiterhin ist es hier unbedingt notwendig, die Kleinfamilie im modernen Sinne als Keimzelle jeder Hausgemeinschaft näher zu betrachten sowie die unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffes „familia“ zu entschlüsseln, der mit dem modernen Begriff Familie nur wenig zu tun hat. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Haus und Hof als Keimzellen der mittelalterlichen Gesellschaft den Menschen zumindest ein Mindestmaß an Sicherheit und Frieden in einer bedrohlichen Umwelt garantieren konnten. Es soll vor allem die Frage geklärt werden, wie traditionelle Mechanismen des Selbstschutzes (eigenverantwortliche Verteidigung der Hausgemeinschaft durch den bewaffneten Hausherrn; Aufrechterhaltung der inneren Ordnung) und äußere Ordnungsprinzipien in Form von gewohnheitsrechtlichen und allgemeingültigen Regeln und tatsächlichen Strafandrohungen zusammenwirkten, um den Friedensbereich Haus und Hof aufrechterhalten zu können. Außerdem soll auf die sakrale Erhöhung des Hauses durch teils archaische Riten (z.B. Bauopfer) und eher christlich geprägte Mythologiesierungen (z.B. ehestiftende Aspekte der Herdfeuerentzündung) hingewiesen werden, die die wichtige Rolle von Haus und Hof im mittelalterlichen Leben sehr deutlich werden lassen. Im dritten Teil schließlich soll das Verhältnis zwischen Haus und Herrschaft, das in der Mediävistik eine bedeutende Rolle spielt, dargestellt werden. Besonders die Auseinandersetzung um die Rolle der Hausherrschaft bei der Herausbildung anderer mittelalterlichen Herrschaftsformen, die zwischen Historikern wie Brunner, Bosl und Schlesinger auf der einen Seite und deren Kritiker Karl Kroeschell auf der andren Seite geführt wurde (und die nach Meinung des Autors dieser Arbeit keineswegs in befriedigender Weise zu Ende geführt wurde), soll dabei erarbeitet werden. Dabei muß darauf hingewiesen werden, daß die größtenteils auf der wortgeschichtlichen Ebene geführte Diskussion hier unerwähnt bleibt, weil der Autor sich nicht in der Lage fühlt, der philologischen Argumentationslinie folgen zu können, vielmehr sollen die Ergebnisse in den Vordergrund gestellt werden.