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Produktbeschreibung
Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen. Sie sind sozial ungerecht, pädagogisch fragwürdig und persönlich belastend: Hausaufgaben gehören seit Jahrhunderten zum Standardrepertoire von Lehrpersonen - dabei wird ihre Wirkung für den Lernprozess völlig überschätzt. Weil nicht alle Elternhäuser die gleiche Unterstützung bei den Hausaufgaben anbieten können, wirken sie sozial selektierend: Wer als Schülerin oder Schüler Probleme und nicht die richtige Hilfe im Hintergrund hat, verliert durch die Hausaufgaben - und nicht etwa trotz der Aufgaben - schnell den Anschluss an die Unterrichtsinhalte. Das zeigen Forschungen etwa des Wissenschaftszentrums Berlin. Ausserdem hat sich in der Pädagogik längst der Trend zu einem möglichst individuellen Lernen entwickelt - und diesem Ansatz widersprechen Hausaufgaben mit ihren gleichmacherischen Methoden völlig. Es wird also höchste Zeit, sich von diesem veralteten Instrument zu lösen - und stattdessen echte «Schulaufgaben» im besten Sinne des Wortes zu entwickeln und einzusetzen. Das Werk gliedert sich in vier Hauptteile: 1. Hausaufgaben - der nicht hinterfragte Standard 2. Sinnvoll oder Selektion? Hausaufgaben im Fokus der Wissenschaft 3. Praxiserfahrungen - so kann es anders laufen 4. Von Haus- zu Schulaufgaben: ein alternatives Gesamtkonzept

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Autorenporträt
Armin Himmelrath ist freier Bildungs- und Wissenschaftsjournalist und Moderator. Nach seinem Lehramtsstudium (Deutsch und Sozialwissenschaften) arbeitet er heute u.a. für Spiegel/SpiegelOnline, Deutschlandradio sowie den WDR und hat bereits mehrere Bücher zu Bildungsthemen veröffentlicht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.11.2015

„Zeitdiebstahl“
Armin Himmelraths Plädoyer
gegen die Hausaufgaben
Drei Jahrzehnte Hausaufgabenerfahrung mit eigenen Kindern kann der Autor auf der Habenseite verbuchen – Berichte vom motzenden Nachwuchs, von Vergesslichkeit, von Telefonkonferenzen mit Freunden, wie denn nun eine bestimmte Aufgabe gemeint sei, von stirnrunzelnden Lehrern, die Sorgfalt anmahnen; oder von der brennenden Frage der Kinder, warum man nicht außerhalb der Stadt wohne, damit morgens im Bus Zeit für die Aufgaben sei. Aber: Hausaufgaben müssen nun mal sein, ein „didaktisches Dogma“. Nein, müssen sie nicht, schreibt Armin Himmelrath nun in seinem Buch „Hausaufgaben – Nein Danke!“, und erörtert darin die Sollseite. Es ist ein Plädoyer für den Abschied vom häuslichen Rechnen und Schreiben, er argumentiert dabei keineswegs nur mit eigenen Küchentisch-Kalamitäten – sondern pädagogisch und schulpolitisch. Der Autor ist Fachjournalist für Bildungsthemen.
  Schon in Schulordnungen des Mittelalters seien „häusliche Arbeitspflichten“ geregelt gewesen – zum Einüben, Nacharbeiten, Vertiefen, Erlernen von Eigenständigkeit – und das sei nun seit Hunderten Jahren nicht ernsthaft hinterfragt worden. Wobei: Debatten und Vorstöße gab es zuhauf, Himmelrath referiert sie ziemlich ausführlich, Stimmen aus Wissenschaft wie Schulpraxis bilden letztlich die Basis für sein Plädoyer. Da wären durchaus die Familienbelange zu nennen: Der Autor nennt das Monitum eines bundesweiten Elternvertreters: „Hausaufgaben sind Hausfriedensbruch.“ Aber auch Fachliches: Studien, Experimente, wonach Hausaufgaben nicht wirklich positive Effekte bringen.
  Auf die Wissenschaft allein verlässt sich Himmelrath nicht, für seine Recherchen führte er Interviews mit Lehrern und wertete die Postings von Referendaren in Internetforen aus. Sein Schluss daraus: Hausaufgaben werden nicht pädagogisch sinnvoll genutzt. Stattdessen würden sie als „Verschiebebahnhof“ und „Zeitpuffer“ verwendet – um das abzufangen, was im regulären Unterricht nicht stattfinden konnte.
  Und als Sanktionsinstrument, „ein pädagogisch bewährtes Instrument“, wie Himmelrath eine Lehrerin zitiert. Und anfügt: „Sie vergaß allerdings, dass auch der Einsatz des Rohrstocks irgendwann mal als bewährtes pädagogisches Instrument galt.“ Man beachte die Redewendung, jemand müsse „seine Hausaufgaben“ machen, ein Politiker zum Beispiel. Da stecke alles drin: das Demütigende, Drohende, die Pflicht, etwas nachzuholen, um weiter dabei sein zu dürfen. Das ist nicht das Schulsystem, das sich Himmelrath vorstellt. Und die Hausaufgaben – ein „Zeitdiebstahl“ – gehören hier ebenso wenig dazu.
  Nötig sei ein „Neustart in Sachen Hausaufgaben“, selten seien die Chancen dafür so gut gewesen – wegen des Trends zur Ganztagsschule. Der Autor empfiehlt: Zunächst ein Umstellen auf „andere“ Aufgaben, die „an den Entdeckungs- und Spieltrieb“ appellieren statt „mechanisches Erledigen“ und die „ simple Wiederholung“; mit dem Ganztagssystem gelangten Hausaufgaben dann wieder „dorthin, wo sie hingehören: in die Schule“. Da aber soll es nicht Hausaufgaben-„Betreuung“ geben, sondern Trainingsstunden, durchlässig, um zum Beispiel temporäre Defizite auszugleichen. Gute Ganztagsschule müsse jedenfalls keine Aufgaben ins häusliche Umfeld delegieren, ist sich der Autor sicher. Was wiederum als Segen für das Familienleben zu sehen sei und das Schmollen, Klagen und Telefonieren wie im Hause Himmelrath überflüssig macht – wodurch das Buch letztlich doch ein bisschen als persönlicher Kampf zu werten ist.
JOHANN OSEL
Armin Himmelrath: Hausaufgaben – Nein Danke! Warum wir uns so bald wie möglich von den Hausaufgaben verabschieden sollten, Oktober 2015, hep-Verlag, 152 Seiten, 16 Euro.
Auch der Rohrstock galt
mal als ein pädagogisch
bewährtes Instrument
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