Mordfall weckt neue Herkunftstheorien über den Ansbacher Sonderling
Der Freie Fotograf Paul Flemming schlittert nun schon das dritte Mal in einen ungewöhnlichen Kriminalfall hinein, obwohl er eigentlich lediglich Fotoaufnahmen machen sollte. Irgendwie hat der Chefredakteur der örtlichen
Boulevard-Zeitung erfahren, dass der Hauser-Experte und von der Aufarbeitung dessen Schicksals geradezu…mehrMordfall weckt neue Herkunftstheorien über den Ansbacher Sonderling
Der Freie Fotograf Paul Flemming schlittert nun schon das dritte Mal in einen ungewöhnlichen Kriminalfall hinein, obwohl er eigentlich lediglich Fotoaufnahmen machen sollte. Irgendwie hat der Chefredakteur der örtlichen Boulevard-Zeitung erfahren, dass der Hauser-Experte und von der Aufarbeitung dessen Schicksals geradezu Besessene Franz Henlein ein Kleidungsstück Kaspar Hausers sein Eigen nennt, anhand dessen DNA-Analyse möglicherweise nun endlich eine Verbindung zum Badischen Fürstenhauses hergestellt werden könnte.
Als Flemming mit ihm als Ort für die Aufnahmen den Schlosspark in Ansbach vereinbart, wird er kurz vor dem Fototermin Zeuge eines Autounfalls Henleins. Da das nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint, ermittel Flemming – wie schon öfter einmal – auf eigene Faust. Er nimmt den Koffer mit dem vermeintlichen Originalhemd an sich. Als bald danach der ebenfalls mit Hauser befasste Heraldiker Dr. Helmut Sloboda im Germanischen Nationalmuseum tot aufgefunden wird, beginnt die Angelegenheit auch für den Fotografen kritisch zu werden.
Wohl recherchiert und fundiert fließen in die fiktive Geschichte des Autoren die geschichtlichen Daten eines der bekanntesten und mysteriösesten Kriminalfälle Deutscher Geschichte des 19. Jahrhunderts ein. Der Lebensalltag des Fotografen wirkt auch im neuzeitlichen Nürnberg ein wenig beschaulich und seine Freundschaft zu einem Meisterkoch lässt einen geradezu neidisch auf die ihm in dessen Restaurant gebotenen Köstlichkeiten einerseits und auf das vermeintlich gering beschwerte Leben andererseits werden.
Selbst seine Beziehungsgeschichte nimmt man eher distanziert angeregt auf und spekuliert höchstens ein wenig, ob er denn nun Nürnberg der Liebe wegen verlassen wird oder eher den Gang des geringsten Widerstandes gehen wird.
Die Kriminalgeschichte bringt interessante, ausgesprochen glaubhafte und nachvollziehbare biografische Verbindungen zu einer reichen Nürnberger Patrizierfamilie hervor, dessen einziger nach dem Krieg überlebende Nachkomme Franz Henlein offensichtlich war. Ein nicht unerheblicher Schatten fällt dabei auch auf die Kirche, welche Grundstücke zugesprochen erhielt, deren Besitzstände nicht mehr eindeutig zu klären waren bzw. nicht geklärt wurden. Der Fotograf gerät nun erst Recht in Gefahr.
Der Regionalkrimi ist sicher kein Top-Thriller oder Kriminalroman – dazu fehlen dann doch neben einer facettenreicheren Formulierungskunst die krassen psychologisch-verzwickten und aktionsgeladenen Ereignisse. Geschickt aber verknüpft der Autor Nürnberger Ereignisse zweier geschichtsträchtiger Zeiträume und so gefällt die solide und geistreiche, logische und atmosphärisch ansprechend geschilderte Geschichte in ihrer gelassenen Spannung.
© 10/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.