These days, the idea of the cyborg is less the stuff of science fiction and more a reality, as we are all, in one way or another, constantly connected, extended, wired, and dispersed in and through technology. One wonders where the individual, the person, the human, and the body are or, alternatively, where they stop. These are the kinds of questions Helene Mialet explores in this fascinating volume, as she focuses on a man who is permanently attached to assemblages of machines, devices, and collectivities of people: Stephen Hawking.Drawing on an extensive and in-depth series of interviews with Hawking, his assistants and colleagues, physicists, engineers, writers, journalists, archivists, and artists, Mialet reconstructs the human, material, and machine-based networks that enable Hawking to live and work. She reveals how Hawking who is often portrayed as the most singular, individual, rational, and bodiless of all is in fact not only incorporated, materialized, and distributed in a complex nexus of machines and human beings like everyone else, but even more so. Each chapter focuses on a description of the functioning and coordination of different elements or media that create his presence, agency, identity, and competencies. Attentive to Hawking s daily activities, including his lecturing and scientific writing, Mialet s ethnographic analysis powerfully reassesses the notion of scientific genius and its associations with human singularity. This book will fascinate anyone interested in Stephen Hawking or an extraordinary life in science.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.08.2012Zu Gast bei Stephen Hawking
Stephen Hawking ist Theoretischer Physiker. Nicht irgendeiner, sondern der bekannteste seines Fachs. Für diese Bekanntheit kann man den Reiz der Gegenstände ins Feld führen, die seine Theoreme verknüpfen: Kosmologische Modelle, Singularitäten, Schwarze Löcher, Entropie - was sich die Physik bei Beschwörungen letzter Fragen über das große Ganze eben so leistet. Und weil man nicht ohne weiteres zu einem Lehrstuhl in Cambridge kommt, den einst Newton innehatte, muss an den Theoremen ja auch was dran sein.
Was freilich nicht heißt, dass der Laie über den Schauer abgründiger Vermutungen hinaus besonders viel mit ihnen anzufangen wüsste. Aber wohl schon mit dem Verhältnis zwischen dem Ausgreifen auf letzte Fragen nach dem Universum und der physischen Eingeschränktheit des Theoretikers, der solche Leistung gerade deshalb verkörpert, weil er durch seine Krankheit, die ihn mittlerweile fast vollständig gelähmt hat, in gewisser Weise körperlos geworden ist.
Nun ist der Hinweis auf die mediale Wirkung des "entkörperten" Theoretikers, der es als reiner Geist mit den "Geheimnissen des Universums" aufnimmt - also mit den Geheimnissen eines anderen reinen Geists, nämlich des Schöpfers -, nicht unbedingt originell. Dafür liegt er zu sehr auf der Hand. Aber es lohnt doch, sich diesen Effekt etwas näher anzusehen und dem "Phänomen Hawking" bis in die feineren Verästelungen nachzugehen. Ein gerade erschienenes Buch der Wissenschaftssoziologin Hélène Mialet führt das schön vor Augen (Hélène Mialet: "Hawking Incorporated". Stephen Hawking and the Anthropology of the Knowing Subject. The University of Chicago Press, Chicago and London 2012. 266 S., Abb., br., 26,- [Euro]).
Der Titel mag zuerst überraschen: Warum sollte man gerade an den sehr speziellen Fall Hawking eine Anthropologie wissenschaftlicher Erkenntnis knüpfen können? Mialets Antwort lautet: Weil das Phänomen Hawking eine populäre Vorstellung vom auf sich gestellten genialen Theoretiker wie unter einem Vergrößerungsglas zu betrachten gestattet. Mialet zeigt, wie das öffentliche Image des nur in seinem Geist den tiefen Fragen nachspürenden Physikers stabilisiert wird. Und sie macht gleichzeitig klar, dass dieses Image nur Bestand hat, weil ausgeblendet wird, wie dieser Geist des Physikers tatsächlich beständig verkörpert wird: in den raffinierten technischen Erweiterungen seiner Existenz, in der von ihm benutzten Software, im Kollektiv der ihm zuarbeitenden Assistenten, in wissenschaftlichen Netzwerken und medialen Aufbereitungen.
Die Pointe dieser soziologischen Feldforschung auf dem Terrain einer mit denkbar abstrakten Objekten beschäftigten Disziplin ist: Gerade dort, wo die Urzeugung dieser Objekte im Kopf des Theoretikers zelebriert wird, genau dort lässt sich mit Effekt zeigen, wie viele vermittelnde Instanzen tatsächlich ins Spiel kommen. Die Anmerkung, dass sie damit ein ohnehin schon angestaubtes Bild der Wissenschaft revidiere, muss Hélène Mialet nicht rühren: Das Phänomen Hawking zeigt, dass es auf diesem Gebiet noch etwas zu entzaubern gibt.
HELMUT MAYER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Stephen Hawking ist Theoretischer Physiker. Nicht irgendeiner, sondern der bekannteste seines Fachs. Für diese Bekanntheit kann man den Reiz der Gegenstände ins Feld führen, die seine Theoreme verknüpfen: Kosmologische Modelle, Singularitäten, Schwarze Löcher, Entropie - was sich die Physik bei Beschwörungen letzter Fragen über das große Ganze eben so leistet. Und weil man nicht ohne weiteres zu einem Lehrstuhl in Cambridge kommt, den einst Newton innehatte, muss an den Theoremen ja auch was dran sein.
Was freilich nicht heißt, dass der Laie über den Schauer abgründiger Vermutungen hinaus besonders viel mit ihnen anzufangen wüsste. Aber wohl schon mit dem Verhältnis zwischen dem Ausgreifen auf letzte Fragen nach dem Universum und der physischen Eingeschränktheit des Theoretikers, der solche Leistung gerade deshalb verkörpert, weil er durch seine Krankheit, die ihn mittlerweile fast vollständig gelähmt hat, in gewisser Weise körperlos geworden ist.
Nun ist der Hinweis auf die mediale Wirkung des "entkörperten" Theoretikers, der es als reiner Geist mit den "Geheimnissen des Universums" aufnimmt - also mit den Geheimnissen eines anderen reinen Geists, nämlich des Schöpfers -, nicht unbedingt originell. Dafür liegt er zu sehr auf der Hand. Aber es lohnt doch, sich diesen Effekt etwas näher anzusehen und dem "Phänomen Hawking" bis in die feineren Verästelungen nachzugehen. Ein gerade erschienenes Buch der Wissenschaftssoziologin Hélène Mialet führt das schön vor Augen (Hélène Mialet: "Hawking Incorporated". Stephen Hawking and the Anthropology of the Knowing Subject. The University of Chicago Press, Chicago and London 2012. 266 S., Abb., br., 26,- [Euro]).
Der Titel mag zuerst überraschen: Warum sollte man gerade an den sehr speziellen Fall Hawking eine Anthropologie wissenschaftlicher Erkenntnis knüpfen können? Mialets Antwort lautet: Weil das Phänomen Hawking eine populäre Vorstellung vom auf sich gestellten genialen Theoretiker wie unter einem Vergrößerungsglas zu betrachten gestattet. Mialet zeigt, wie das öffentliche Image des nur in seinem Geist den tiefen Fragen nachspürenden Physikers stabilisiert wird. Und sie macht gleichzeitig klar, dass dieses Image nur Bestand hat, weil ausgeblendet wird, wie dieser Geist des Physikers tatsächlich beständig verkörpert wird: in den raffinierten technischen Erweiterungen seiner Existenz, in der von ihm benutzten Software, im Kollektiv der ihm zuarbeitenden Assistenten, in wissenschaftlichen Netzwerken und medialen Aufbereitungen.
Die Pointe dieser soziologischen Feldforschung auf dem Terrain einer mit denkbar abstrakten Objekten beschäftigten Disziplin ist: Gerade dort, wo die Urzeugung dieser Objekte im Kopf des Theoretikers zelebriert wird, genau dort lässt sich mit Effekt zeigen, wie viele vermittelnde Instanzen tatsächlich ins Spiel kommen. Die Anmerkung, dass sie damit ein ohnehin schon angestaubtes Bild der Wissenschaft revidiere, muss Hélène Mialet nicht rühren: Das Phänomen Hawking zeigt, dass es auf diesem Gebiet noch etwas zu entzaubern gibt.
HELMUT MAYER
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