Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Katholische Theologie), Veranstaltung: Biografien, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Lektüre eines Heiligenlexikons provoziert beim religiösen Leser ein zwiespältiges Gefühl. Einerseits ein bewunderndes Erstaunen über eine Spezies Mensch, die der des Lesers kaum mehr gleicht; andererseits die schmerzliche Erkenntnis, dass das eigene Leben so weit vom Ideal entfernt ist. Der Heilige stellt also mit seinem vorbildlichen Leben alles andere in den Schatten. In genau diese Zwiespältigkeit formulierte im Jahr 2000 Papst Johannes Paul II. seine Botschaft zum 15. Weltjugendtag in Rom: "Jugendliche aller Kontinente, habt keine Angst, die Heiligen des neuen Jahrtausends zu sein!" Der Papst weiß um die Schwierigkeit, diese Aussage ernst zu nehmen: "Ist es heute überhaupt möglich, heilig zu sein? Wenn man nur auf die menschlichen Fähigkeiten zählen wollte, würde diese Aufgabe zu Recht unmöglich erscheinen. Eure Erfolge und Niederlagen sind euch ja bekannt. Ihr wisst, welche Bürden auf dem Menschen lasten, welche Gefahren ihm drohen und welche Folgen seine Sünden haben. Manchmal könnte man den Mut verlieren und meinen, es sei unmöglich, in der Welt oder bei sich selbst etwas zu verändern." Und trotzdem schenkt dieser Papst den Jugendlichen der Welt das Vertrauen, dass gerade sie, in dieser modernen, schwierigen Welt heilig werden können. Der Begriff "Heilige" ist vielfältig. Wenn Papst Johannes Paul II. dazu auffordert, Heilige zu werden, dann erwartet er von den Jugendlichen nicht, dass sie ein so legendäres Leben führen, wie uns von den Heiligen berichtet wird. Vielmehr geht es um das Streben nach Heiligkeit in den ganz alltäglichen und kleinen Dingen, denn zur Heiligmäßigkeit ist jeder berufen, wie es im ersten Petrusbrief heißt: "Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden." (1. Petr 1,15) In dieser Seminararbeit möchte ich Einblick geben in das Leben der Heiligen, über die uns das Heiligenlexikon berichtet. Ich möchte herausstellen, wie sich der Begriff "Heilige" und deren Heiligsprechung im Laufe der Jahrhunderte verändert hat, und wie die Heiligsprechung, also die Kanonisation, heute vollzogen wird. Am Ende stehen die Biographien des Pfarrers von Ars und des Bruders Klaus von der Flüe. Sie sollen trotz ihrer Legendenhaftigkeit aufzeigen, dass diese Heilige trotzdem Menschen wie wir waren.
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